Torgelower FC Greif 2 - 0 SV Tasmania Berlin

14. September 2019 - 14:00 Uhr - Gießerei-Arena, 17358 Torgelow
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Déjà-Vu in Meck-Pomm

Bild mit Seltenheitswert: Nicht allzu oft konnte Tasmania den Gegner wie in dieser Szene in Bedrängnis bringen (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

Gute Anfangsphase von Tas, aber die Gastgeber treffen +++ Nach dem Rückstand kein Esprit und keine Ideen mehr +++ Zu allem Überfluss: drei Verletzungen und eine Gelb-Rot-Sperre +++ Tas nun gegen Schlusslicht Strausberg schon gefordert

Der SV Tasmania scheint mit den neuen, weiteren Auswärtsfahrten noch nicht so wirklich zurechtzukommen. Schließlich sind es ja auch die ersten seit über 20 Jahren! Zumindest zeigten sich die Neuköllner am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal in Folge den Herausforderungen der mecklenburg-vorpommerischen Provinz nicht gewachsen. Bezog sich das zwei Wochen zuvor noch ausschließlich auf das Spiel beim MSV Pampow, so ging beim Trip nach Torgelow dieses Mal schon die Anreise schief: staubedingt erst genau zur eigentlich geplanten Anstoßzeit von 14 Uhr, also über eine Stunde später als geplant, rollte der Tas-Bus in die schmucke Gießereiarena ein, weswegen der Anpfiff um eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden musste.

Guter Start – bis zum Gegentor..

Von mangelnder Aufwärmzeit war den Neuköllnern allerdings zunächst nichts anzumerken. So setzen sie die Gastgeber von Beginn an unter Druck, eroberten viele zweite Bälle und schnürten die Torgelower so phasenweise regelrecht in ihrer Spielhälfte ein. Nur wirklich hochkarätige Torchancen sprangen nicht dabei heraus. So wurde ein aussichtsreicher Abschluss für Maxim Matusczyk gerade noch abgeblockt, während eine gefährliche Hereingabe von Cüneyt Top an Freund und Feind und auch am Tor vorbeisegelte. Wie in Pampow wurde zudem ein Tor von Romario Hartwig wegen Abseits nicht anerkannt (wobei es diesmal unstrittig war). Eine weitere Parallele zum Spiel in Pampow: die Gastgeber treffen mit dem ersten Angriff. Einen langen Ball in die Spitze konnte die Tas-Defensive nur auf Kosten eines Eckballs klären, der dann über Umwege halbrechts an der Strafraumkante bei Konrad Korczynski landete, der ihn kompromisslos zum 1:0 für Torgelow ins Neuköllner Netz drosch (17.).

Nächste Parallele zum Pampow-Spiel: der frühe Rückstand bringt Tas aus dem Konzept und den Neuköllnern fällt in der Folgezeit kaum mehr etwas ein. Während es vorher gerade im Mittelfeld noch gelang, dagegenzuhalten, so zeigte sich Tas gerade hier nun unterlegen und geradezu verloren auf dem großen Platz. So gelangten einerseits keine Bälle mehr nach vorne (außer leicht zu klärende lange Bälle), während andererseits nach hinten große Löcher klafften, die die Gastgeber bei Ballgewinnen zu schnellen Gegenangriffen einluden. Insofern drehte sich das Spiel vollkommen und Torgelow schnürte nun Tasmania in deren Hälfte ein, wobei sie dabei – im Gegensatz zu Tasmania vorher – durchaus zu guten Chancen kamen, bei denen Tas-Torwart Robert Schelenz teilweise Kopf und Kragen riskieren musste, um seine Mannschaft im Spiel zu halten. Bei einer dieser Rettungstaten verletzte er sich jedoch unglücklich an der Schulter und musste daher schon in der 32. Minute ersetzt werden, ebenso wie kurze Zeit später der bereits angeschlagen ins Spiel gegangene Top. Für ihn kam Merdan Baba ins Spiel, für Schelenz Ersatztorhüter Tim Ehrenberg, der von den Torgelowern netterweise gleich ordentlich warmgeschossen wurde. So war es unter anderem zwei starken Paraden von ihm zu verdanken, dass es nur mit dem aus Tas-Sicht inzwischen schmeichelhaften 0:1-Rückstand in die Pause ging.

Überzahl nur von kurzer Dauer

Leider änderten sich die Spielverhältnisse auch in der zweiten Halbzeit nicht mehr grundlegend. Zwar präsentierten sich die Gastgeber nun etwas abwartender, behielten aber die volle Spielkontrolle und zeigten sich auch bei den nun etwas dosierter vorgetragenen Vorstößen nach wie vor gefährlich. Auf der anderen Seite gelang es den Neuköllner trotz nun optisch ausgeglichenerer Spielanteile nach wie vor nicht, die Defensive der Torgelower irgendwie vor Probleme zu stellen. Die langen Bälle in die Spitze, meistens das Mittel der Wahl, wurden von den Gastgebern problemlos wegverteidigt, während das Herausspielen von Torchancen aufgrund mangelnder Bewegung ohne Ball sowie technischer Unzulänglichkeiten im Kombinationsspiel ebenfalls aussichtslos war. Die einzige realistische Option auf einen Torerfolg waren somit Standardsituationen, doch selbst die wenigen, die Tas sich herausarbeiten konnte, waren heute ungefährlich.

Nichts schien also auf ein Comeback der Neuköllner hinzudeuten, als Mitte der zweiten Hälfte plötzlich ein Silberstreif am Horizont erschien, und zwar in Form einer glatt roten Karte für einen Torgelower Spieler, der in einer eigentlich harmlosen Situation einem Tasmanen von hinten in die Beine trat – trotzdem eine sehr harte Entscheidung des Schiedsrichters. Sei’s drum, vielleicht sollte ja in Überzahl etwas gehen?! Noch dazu war das Geschenkeverteilen seitens der Gastgeber noch gar nicht vorbei: kurz nach der roten Karte vermasselte der Torgelower Keeper einen Abwurf vollkommen, so dass er den Ball erneut aufnehmen musste. Die Folge: indirekter Freistoß für Tas im Strafraum der Torgelower. Doch der Hoffnungsschimmer verblasste so schnell wie er gekommen war: zum einen blieb der indirekte Freistoß von Baba in der vielbeinigen Mauer hängen; zum anderen hielt die nummerische Überlegenheit nur wenige Minuten, denn Cihat Birol musste kurz darauf nach einem harten Einsteigen seines Gegenspielers verletzt den Platz verlassen und konnte nicht ersetzt werden, da Tasmania das Auswechselkontingent schon ausgeschöpft hatte.

So ging es mit 10 gegen 10 weiter, was an der offensiven Harmlosigkeit der Tasmanen am heutigen Tag leider auch nichts änderte. Stattdessen endete das Spiel mit einem weiteren Nackenschlag für die Neuköllner: bereits in der Nachspielzeit brach ein Torgelower bei einem Konter durch und lief allein auf Ehrenberg zu, als Julian Loder ihn von der Seite kommend in höchster Not doch noch vom Ball trennte. Zum Entsetzten aller Tasmanen zeigte der Schiedsrichter jedoch auf den Elfmeterpunkt und zeigte dem kurz zuvor bereits verwarnten Loder die gelb-rote Karte (91.): eine krasse Fehlentscheidung, die zwar letztlich nicht für die Niederlage der Neuköllner verantwortlich war, ihr aber wegen ihrer Unglaublichkeit sowie ihrer Folgen (ein Spiel Sperre für Loder) noch eine zusätzlich bittere Note verleiht.

Schlusslicht Strausberg kommt

Direkt nach dem Elfmeter, den Maciej Ropiejko zum 0:2 aus Tasmania-Sicht verwandelte (90.+2), war dann nämlich Schluss und die Tasmanen mussten den Heimweg aus Torgelow ungefähr genauso bedröppelt antreten wie jenen aus Pampow zwei Wochen zuvor. Wobei zu hoffen ist, dass wenigstens der Heimweg aus Torgelow – anders als der aus Pampow vor zwei Wochen – an diesem ansonsten ziemlich umfassend verkorksten Auswärtsspieltag für alle Tas-Spieler und -Anhänger glattging (zumindest für die Zugfahrer kann das bestätigt werden!). Ebenso zu hoffen ist, dass die Verletzten schnell gesunden und die Mannschaft von Tas-Trainer Tim Jauer am kommenden Wochenende gegen das noch punktlose Schlusslicht aus Strausberg ein anderes Gesicht zeigt und die ersten Oberliga-Heimpunkte einfährt. In diesem Sinne: Ra-Ra-Ra!

Spielbericht: Vittorio Kowalski
Fotos: SV Tasmania/E. S. Nickel

Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz (32. Ehrenberg) – Engelhardt, Bähr, Birol, Matusczyk – Loder, Robrecht – Top (41. Baba), Demir, Thiele (72. Tutic) – Hartwig.
Tore: 1:0 Korczynski (17.), 2:0 Ropiejko (90.+2, Foulelfmeter).
Zuschauer: 180.
Nächstes Spiel: Sonntag, 22. September 2019, um 14 Uhr gegen den FC Strausberg (im Werner-Seelenbinder-Sportpark / noch unter Vorbehalt)