SV Tasmania Berlin 2 - 1 SV Empor

20. November 2016 - 14:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Sieg mit leichtem Kribbeln

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Tabellenführung wieder verteidigt: die Torschützen Gaudian und Loder klatschen sich ab. Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel

 

Tas gelingt der sechste Liga-Sieg in Folge +++ Standardstärke gibt wie so oft den Ausschlag +++ Gaudian und Loder treffen in der ersten Hälfte +++ Leichtes Zittern nach dem Anschlusstreffer +++ Spitzenspiel beim SC Staaken nächstes Wochenende

Hinten sicher stehen, das Spiel kontrollieren, vorne beizeiten per Standard treffen (gerne auch zwei Mal) und dann das Spiel sicher und unaufgeregt über die Bühne bringen: Als besonders raffiniert ist das Spielschema des SV Tasmania in dieser Berlin-Liga-Saison nicht unbedingt zu bezeichnen. Dafür ist es aber umso erfolgreicher und umso beeindruckender ist es, mit welcher Abgeklärtheit Tas die Spiele derzeit nach diesem Schema gewinnt, obwohl inzwischen ja jeder Gegner vor der Standardstärke der Neuköllner gewarnt sein sollte. Und auch der SV Empor Berlin konnte am vergangenen Sonntag nicht verhindern, dass das Spiel im Werner-Seelenbinder-Sportpark über weite Strecken nach diesem Schema ablief.

Dabei zeigten die Prenz’lberger von Beginn an, dass sie sich hier keinesfalls kampflos geschlagen geben wollten. Früh wurde der Spielaufbau der Tasmanen gestört, die jedoch nicht im Traum daran dachten, sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen. Geduldig ließ man den Ball durch die eigenen (Abwehr-)Reihen laufen. Praktisch auch, dass mit Robert Schelenz ein so technisch versierter Keeper im Tor steht, den man ohne Pulserhöhung in dieses Spiel einbeziehen kann. So verpuffte der erste Elan von Empor recht bald und die Basis für das Tas-Spiel, die sichere Defensive, konnte gelegt werden.

Auf dieser Grundlage konnte nun das zweite Element des Tas-Plans etabliert werden. Nach etwa einer Viertelstunde übernahm Tas die Spielkontrolle und verlagerte das bis dahin chancenarme Spiel immer weiter in die Hälfte von Empor. Nun fehlten also nur noch die Standards, die sich aus der zunehmenden Feldüberlegenheit von Tas jedoch bald quasi zwangsläufig ergaben. Nachdem die ersten beiden Standards noch ohne Erfolg blieben, war es in der 28. Minute dann so weit – und zwar nach altbewährtem Muster: eine von rechts auf den ersten Pfosten getretene Ecke verlängerte Ronny Ermel akrobatisch in den 5-Meter-Raum, wo Benjamin Gaudian nur noch den Kopf hinhalten musste.

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Doppelt gut: Julian Loder, Staubsauger und Abstauber

Und nur zehn Minuten später klappte es erneut: dieses Mal im Anschluss an einen Freistoß aus dem linken Halbfeld, den Damien Tiedmann in den Strafraum zirkelte. Zwar fand der Freistoß direkt keinen tasmanischen Abnehmer, doch eine verunglückte Abwehraktion eines Empor-Verteidigers beförderte den Ball schließlich vor die Füße von Julian Loder, der ihn aus kurzer Distanz überlegt mit der Innenseite zum 2:0-Halbzeitstand ins linke Toreck beförderte (38.).

In Halbzeit eins lief also alles nach dem bekannten, eingangs geschilderten Tas-Schema. Für die zweite Halbzeit sieht dieses nun vor, das Spiel souverän nach Hause zu schaukeln und möglicherweise noch ein, zwei Tore draufzulegen. Und tatsächlich sollte es zunächst auch nach diesem Schema weitergehen. Mit der Zwei-Tore-Führung und dem Wissen um die sichere Defensive im Rücken lief es nun auch spielerisch leichter und Tas konnte den Platz, den der nun offensiver agierende SV Empor anbot, ausnutzen. So ergaben sich bspw. für Mehmet Okan Kirli nach schöner Vorarbeit des wie immer emsigen Metin Karasu, für Yildirim Tokmak nach präzisem Steilpass von Gaudian und letztlich nochmals für Karasu selbst gute Einschussmöglichkeiten, die jedoch allesamt vergeben wurden.

Doch auch ohne weiteren Torerfolg waren die ersten 60 Minuten eine Demonstration von Tasmania, bei der der Konkurrenz schon angst und bange werden konnte. Denn trotz einiger Ausfälle und des engagierten und ohnehin ja eher zur Oberklasse der Berlin-Liga gehörenden Gegners spielte Tas hier seinen Stiefel so was von ohne mit der Wimper zu zucken herunter, dass selbst bei den Tas-Fans auf den Rängen schon vereinzelte Beschwerden laut wurden – dass es bei Tas-Spielen ja gar nicht mehr spannend sei und das gewisse Kribbeln fehle, da man sich solche Führungen ja sowieso nicht mehr nehmen lasse.

Hoffnung für die Freunde der Spannung boten jedoch die letzten 30 Minuten. Denn etwa ab der 60. Minute fühlten sich wohl auch die Tas-Spieler etwas zu sicher, ließen die Zügel etwas schleifen und bauten die eine oder andere Unkonzentriertheit in ihr Spiel ein. Allerdings konnte Empor dies nicht wirklich nutzen und die letzte Abwehrreihe von Tas stand nach wie vor sicher. Trotz des „Gang-Zurückschaltens“ von Tas fiel der Anschlusstreffer für Empor daher quasi aus dem Nichts: In der 69. Minute zog Empor-Kapitän Jan Dietrich aus 20-25 Metern einfach mal ab, der Ball wurde unglücklich abgefälscht und landete zum Anschlusstreffer im Netz.

Trotz der Überlegenheit von Tas wurde es nun also doch noch einmal kribbelig für die Anhänger (zumindest für manche). Denn nun war es ein bisschen dahin mit der Souveränität und einen zweiten Gegentreffer und damit einen Punktverlust hätte man sich angesichts der kräftig punktenden Konkurrenz nicht erlauben sollen. Dass es letztlich nicht so kam war dabei neben der Einfallslosigkeit von Empor vor allem der nach wie vor gut stehenden Verteidigung von Tas zu verdanken, die die hohen Bälle in den Strafraum immer wieder klären konnte und so keine wirkliche weitere Torchance für Empor zuließ.

Da auch Tas auf der Gegenseite seine Konter nicht erfolgreich abschließen konnte – so traf bspw. der eingewechselte Aleksandar Marjanović auf Vorlage des ebenfalls eingewechselten Nemanja Samardžić in der Nachspielzeit nur den Außenpfosten – blieb es letztlich beim knappen, am Ende aber auch trotz der nicht mehr ganz so souveränen letzten halben Stunde hochverdienten 2:1 für Tasmania.

Die Neuköllner konnten damit ihre Spitzenposition in der Tabelle der Berlin-Liga verteidigen, nach wie mit einem Punkt Vorsprung auf den SC Staaken, der tags zuvor das Spitzenspiel dieses Spieltags bei der SD Croatia gewonnen hatte und Tasmania als nun einziges noch ungeschlagenes Team weiterhin direkt im Nacken sitzt. Und genau dieser SC Staaken ist am nächsten Spieltag der Berlin-Liga der direkte Gegner von Tas – Zweiter gegen Erster also, bester Angriff gegen beste Abwehr: mehr Spitzenspiel geht nicht! Wahrscheinlich auch für die Hartgesottenen unter den Tas-Fans kein unkribbeliges Spiel und zumindest eins, das verspricht, spannend zu werden – und bei dem die Mannschaft jegliche Unterstützung gebrauchen kann!

Spielbericht: Vittorio Kowalski
Foto: SV Tasmania/H. Nickelé

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SV Tasmania: Schelenz – Schmidt, Ermel, Loder, Kirli – Tokmak, Tiedmann, Şahin, Asma (61. Marjanović) – Karasu (82. Kallensee), Gaudian (82. N. Samardžić).
Tore: 1:0 Gaudian (28.), 2:0 Loder (38.), 2:1 Dietrich (69.).

Zuschauer: 102.
Nächstes Spiel: Sonntag, 27. November, um 14 Uhr beim SC Staaken im Sportpark Staaken (Am Kurzen Weg 1, 13591 Berlin).