SV Tasmania Berlin 2 - 3 SFC Stern 1900

22. August 2018 - 18:30 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Bittere Niederlage nach erneuter 2:0-Führung

Super motiviert, aber am Ende wieder leer ausgegangen: die Mannschaft des SV Tasmania (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

 
Trotz diesmal ansprechender Leistung: auch gegen Stern gibt Tasmania das Spiel aus der Hand +++ Demir und Robben treffen, aber nach erneutem Platzverweis und Elfmeter gegen Tas geht’s dahin… +++ Dritte Niederlage im dritten Spiel: gibt’s ausgerechnet in Mahlsdorf die ersten Punkte der Saison?

2:0-Führungen scheinen Tasmania nicht zu liegen: bereits in der letzten Saison verspielten die Neuköllner solche Führungen mehrfach (erinnert sei zum Beispiel an die beiden 2:3-Niederlagen gegen Empor und Preussen) und auch diese Saison gelang ihnen dieses Kunststück nun bereits zum zweiten Mal: nach der 2:5-Niederlage gegen Sparta Lichtenberg am letzten Sonntag hieß es nun gegen den SFC Stern 1900 am Ende 2:3. Trotz ähnlichem Resultat unterschied sich dieses Spiel jedoch deutlich von dem gegen Sparta. Denn während die Niederlage gegen Sparta aufgrund der weitgehend trägen und phlegmatischen Spielweise am Ende doch verdient war, so kann man der Mannschaft diesen Vorwurf heute nicht machen. Dafür allerdings den der fehlenden Cleverness…

Wieder dabei: Arber Shuleta

In der ersten Halbzeit entwickelte sich ein von beiden Seiten engagiert geführtes, ausgeglichenes Spiel, dem es jedoch zunächst an Torchancen mangelte. Dennoch wurde gleich deutlich, dass Tasmania, heute mit dem wiedergenesenen Arber Shuleta in der Startelf – bemüht war, zielstrebiger und vertikaler zu spielen: weniger Ballgeschiebe in den Abwehrreihen, dafür mehr schnelles Spiel in die Spitze. Der Ertrag dieser Spielweise bestand jedoch vor allem in Ballverlusten. Zum einen bot die Stern-Defensive nicht viel Platz, zum anderen merkte man, dass die Neuköllner dieses schnelle Vertikalspiel nicht gewohnt waren und die Abstimmung dabei noch fehlte. Immerhin passierten diese Ballverluste so weit weg vom eigenen Tor, dass es danach – anders als bei Ballverlusten im Spielaufbau – nicht sofort gefährlich wurde.

Dennoch zeigte sich Mitte der ersten Halbzeit, dass die Tas-Defensive nach wie vor nicht sattelfest ist. So kam Sterns Top-Torjäger Dennis Freyer zu einer guten Abschlussgelegenheit, zielte jedoch drüber. Kurz danach musste Tas-Torhüter Robert Schelenz in höchster Not retten, als er einen abgefälschten Schuss gerade noch aus dem kurzen Eck kratzte. Doch auch auf der Gegenseite kam Tas nun zu Chancen, wobei Nicola Thiele nach einem schnell vorgetragenen Konter freigespielt wurde, aus aussichtsreicher Position jedoch nicht richtig zum Abschluss kam. Die nächste Chance sollte Tas aber nutzen: einen langen Ball in die Spitze konnte Thiele zwar zunächst nicht verwerten, aber Mehmet Okan Kirli setzte nach, eroberte den Ball zurück, drang in den Strafraum ein und legte ihn dort klug auf Emre Demir ab, der ansatzlos abzog und den Ball im kurzen Eck versenkte (40.). So ging es mit einer 1:0-Führung in die Pause, die aufgrund der ausgeglichenen Spielanteile vielleicht etwas glücklich war, aber aufgrund der engagierten Spielweise auch nicht unverdient.

Tas gibt das Spiel in Halbzeit zwei noch ab

Traf sehenswert: René Robben

Endgültig verdiente sich Tasmania diese Führung dann in der zweiten Halbzeit, die kaum besser hätte losgehen können: nach einem Fehler im Spielaufbau der Steglitzer schaltete Tas-Stürmer René Robben blitzschnell und schlenzte den Ball aus der Drehung mit links aus rund 35 Metern Torentfernung über den weit vorm eigenen Tor postierten Stern-Keeper zum 2:0 ins Netz (49.). Nun schien es richtig zu laufen bei Tas. Nur kurz darauf wiederholte sich die Szene zum 2:0 fast, als diesmal Thiele einen von der Stern-Defensive hergeschenkten Ball aus ähnlicher Entfernung wie vor ihm Robben Richtung Tor lupfte, dieses aber knapp verfehlte. Und nur wenig später tauchte wiederum der heute glücklose Thiele allein vor dem Stern-Gehäuse auf, scheiterte aber am Torwart und auch Demir konnte den Nachschuss nicht im Tor unterbringen.

Trotz der also wieder mal ausbaufähigen Chancenverwertung sah es in dieser Phase gar nicht danach aus, dass Stern hier noch mal zurückkommen könnte. Vielmehr lag eigentlich das 3:0 in der Luft. Das Blatt wendete sich aber ab der 60. Minute: ein Angreifer der bis dato in der zweiten Halbzeit harmlosen Steglitzer wurde im Strafraum der Tasmanen an der Schulter gehalten, sank darauf zu Boden und der Schiedsrichter gab Elfmeter, den Luca Rohr sicher zum Anschlusstreffer verwandelte. Nun begann das Unheil, seinen Lauf zu nehmen. Und nun sah man erneut, dass Tas derzeit nicht das Selbstbewusstsein und die Abgeklärtheit hat, mit solchen Rückschlägen umzugehen. Denn noch war ja nichts Schlimmes passiert, man führte ja noch 2:1, aber dennoch spielte Tas nun wie ein Team, das ein Tor hinten liegt, ging voll auf das 3:1 – und wurde prompt ausgekontert: nach einem Ballverlust in der Offensive fehlte die Absicherung auf der linken Seite und über eben diese Seite lief der Steglitzer Konter, der am anderen Ende des Spielfelds bei Freyer endete, der sich diese Chance nicht zum zweiten Mal entgehen lassen wollte und zum 2:2 ausglich (67.).

Zehn Minuten nach dem Ausgleich folgte der nächste Rückschlag, als sich der heute eigentlich starke Lucas Bähr die zweite gelbe Karte abholte und folglich vom Platz musste. Diese Dezimierung hielt die nun leicht übermotiviert wirkenden Tasmanen jedoch nicht davon ab, weiter auf Sieg zu spielen, was den Steglitzern natürlich riesige Räume in Tasmanias Hälfte bot. Nicht clever. Symptomatisch dafür war das 2:3 für die Steglitzer, bei dem die Tasmania-Verteidigung im Mittelfeld voll auf den Ballgewinn ging, was nicht klappte, wodurch der Weg zum Tor für Stern-Stürmer Tim Grabow quasi frei war, was dieser zu einem Sonntagsschuss in den rechten oberen Winkel des Tasmania-Tores nutzte (84.).

Am Ende versuchte Tasmania noch mal alles, doch es reichte nicht mehr für den Ausgleich. Eine äußerst bittere Niederlage, gerade weil man heute gegen einen starken Gegner gut dagegengehalten hat und dabei auch mindestens einen Punkt verdient gehabt hätte. Letzteres sollte allerdings eher Mut für die kommenden Aufgaben geben, denn es war heute – im Gegensatz zu vielen anderen Spielen dieses Jahr – ein engagierter, motivierter Auftritt der Jauer-Elf, bei dem lediglich die Cleverness und Abgeklärtheit fehlte, um die Motivation richtig zu kanalisieren und sich das derzeit fehlende Selbstbewusstsein zurückzuholen. Aber wo könnte man das besser tun als beim diesjährigen Berlin-Liga-Topfavoriten aus Mahlsdorf, bei dem die Neuköllner am kommenden Sonntag zu Gast sind?

Spielbericht: Vittorio Kowalski
Fotos (2): SV Tasmania/Schikowski (1), Nickelé (1)
Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz; Babaev (72. Tiedmann), Bähr, Loder, Kirli; Mayoungou; Thiele, Shuleta (66. Robrecht), Demir; Hartwig, Robben (82. Kirschner).
Tore: 1:0 Demir (40.), 2:0 Robben (49.), 2:1 Rohr (60., Foulelfmeter), 2:2 Freyer (67.), 2:3 Grabow (84.).
Zuschauer:
Besonderes Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Bähr (77.).

Nächstes Spiel: Sonntag, 26.08. (15 Uhr), bei Eintracht Mahlsdorf – Sportplatz Am Rosenhag