SV Tasmania Berlin 3 - 1 Berlin Türkspor

16. September 2018 - 14:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Tas lässt mit der Entscheidung lange warten

Wieder nichts: der Schuss von Romario Hartwig (l.) findet den Weg nicht ins gegnerische Tor (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

3:1 in Überzahl gegen Türkspor – 2:0-Führung und Überzahl nach 10 Minuten – Mayoungou, Hartwig und Thiele treffen – Fülle an Torchancen ausgelassen, Entscheidung erst in der Nachspielzeit – Bähr verletzt sich frühzeitig – Zwei Aufsteiger vor der Brust

Torschütze? Kiminu Mayoungou hatte beim 1:0 den Fuß noch dran

Die Ausgangssituation vor dem Spiel versprach Spannung: schließlich hat für Tasmania die Saison nach zuvor nur einem Punkt aus vier Partien quasi erst ab dem 5. Spieltag richtig begonnen. Der 3:0-Erfolg gegen Empor wies dabei in die richtige Richtung, weitere Dreier sind aber Pflicht. Türkspor konnte bei einem Sieg hinter sich gelassen werden – die Gäste hatten zwar nur fünf Punkte auf dem Konto, blieben allerdings zuvor dreimal unbesiegt. Dazu war das letzte Gastspiel in Neukölln noch in (un)guter Erinnerung, als Türkspor ein 1:0-Sieg kurz vor Schluss und in Unterzahl gelungen war.

All dieser Vorzeichen zum Trotz schien die Partie dann aber nach zehn ereignisreichen Minuten gewissermaßen entschieden. Der Gast war zunächst noch nicht richtig sortiert, als nach einem Eckstoß von Arber Shuleta in der zweiten Minute Lukas Bähr zum Kopfball kam und am langen Pfosten Kiminu Mayoungou dem Spielgerät wohl noch den letzten Stups zur Führung über die Linie verpassen konnte. Nach einer Allerweltsaktion im Mittelfeld und dem Pfiff des Schiedsrichters gegen die Gäste echauffierte sich dann Türkspors Volkan Dikmen fürchterlich und sah – nach Erhalten einer Verwarnung und anschließender mündlicher Ermahnung – in einer einzigen Situation die Gelb-Rote Karte (7.). Tasmania nutzte dazu drei Minuten später die Gunst der Stunde, als Emre Demir nach eleganter Körperdrehung den tödlichen Pass in den Lauf von Romario Hartwig spielte. Der Stürmer behielt aus halbrechter Position den Überblick und vollendete den sehenswerten Spielzug zum 2:0 ins lange Eck.

Kuriose erste Halbzeit

Pechvogel: Lukas Bähr musste verletzt raus

10 Minuten, 2:0-Führung, 11 gegen 10: man musste für den Gegner nun Übles befürchten, sollte Tasmania (und auch Türkspor) auf diese Weise weitermachen. Doch es kam, wie so oft im Werner-Seelenbinder-Sportpark, anders. Gegen den tief stehenden Kontrahenten kam Tasmania – sicher auch im Gefühl der Zwei-Tore-Führung – erst einmal kaum noch zu Chancen. Ein Demir-Schuss (19.) blieb der einzig nennenswerte Abschluss bis zur 30. Minute. Türkspor zeigte sich dagegen zweimal vor dem Tor von Robert Schelenz – einmal konnte Tasmanias Zerberus einen abgefälschten Distanzschuss parieren (15.), beim zweiten Versuch (21.) hatte sich der Gegner durch die Reihen Tasmanias kombiniert und den Ball über Schelenz gelupft, doch Bähr konnte die Situation bereinigen. Der Gast aus Charlottenburg-Nord befand sich – neben diesen kreativen Momenten – aber auch immer noch im Selbstzerstörungsmodus. So sah sich Türkspor-Trainer Namdar – an diesem Nachmittag in Vertretung von Daniel Volbert – gezwungen, mit Raychouni einen agilen Angreifer frühzeitig auszuwechseln. In einem Zweikampf fühlte sich der 23-Jährige um einen Elfmeter gebracht und tobte in der Folge über die Entscheidung des Schiedsrichters, bis ihn sein Coach schließlich vom Platz nahm. Dort allerdings holte sich Raychouni noch die Rote Karte wegen Beleidigung des Assistenten ab – auf den bisherigen numerischen Vorteil Tasmanias auf dem Platz sollte sich dieser Feldverweis allerdings nicht weiter auswirken.

Unglücklich dann aber auch die Aktion von Bähr, der sich im Duell mit dem eingewechselten Akar von diesem behindert fühlte, der Schiedsrichter aber weiterspielen ließ. Tasmanias Verteidiger nahm so wutentbrannt die Verfolgung auf und ging übereifrig in der folgenden Ballrückeroberung zu Werke. Dafür bekam er sicher zurecht einen Freistoß gegen sich gepfiffen und sah die Gelbe Karte. So weit, so vorhersehbar – allerdings blieb Bähr nach der Aktion auch noch am Boden liegen und musste dann verletzt gegen Julian Loder ausgewechselt werden. Nachdem die Hitzigkeit auf beiden Seiten ihre Opfer gefordert hatte, kehrte in der Folge immerhin etwas mehr Ruhe unter den Akteuren ein. Die Elf von Trainer Tim Jauer begann nun, sich Chancen heraus zu spielen – ohne sie allerdings nutzen zu können. Ob nun beim Kopfball von René Robben nach Flanke von Nicola Thiele (31.), bei Hartwigs Abschluss aus kurzer Distanz nach Demir-Solo (32.) oder Robbens Schuss von der Strafraumgrenze (38.) – der Ball ging jeweils über das Tor. Dazu scheiterte Demir im Alleingang gegen den an diesem Nachmittag glänzend haltenden Cetinkaya im Tor der Gäste (41.). Auf der anderen Seite präsentierte sich die Tas-Defensive noch einmal anfällig, als sich Schelenz nach einer Ecke ordentlich strecken musste (40.).

Viele Torchancen – doch Entscheidung erst in letzter Minute

Entscheidung: Nicola Thiele traf zum Endstand

Im zweiten Durchgang setzte sich der Trend fort: Robben (55., 77., 83.), Hartwig (66., 69. an die Latte) und Loder (57., Kopfball drüber) sollte der vorentscheidende Treffer nicht gelingen – und diese Auflistung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Als dann schließlich – es musste ja so kommen – Akar allein vor Schelenz cool blieb und zum Anschluss traf (80.), machte sich Unwohlsein im Werner-Seelenbinder-Sportpark breit. Türkspors Torschütze verpasste dann tatsächlich noch den möglichen Ausgleich, als er aus kurzer Entfernung seinen Kopf nicht mehr richtig hinter einen langen Flankenball bekam (87.). Die Erlösung folgte erst in der Nachspielzeit: ausgerechnet der bis dahin tadellose Cetinkaya bediente mit einem missglückten Abstoß Thiele, der freie Bahn hatte und sie diesmal mit einem Heber zum 3:1-Endstand zu nutzen verstand. Ein unerwartet schweres Stück Arbeit nach einer solchen Ouvertüre.

In den kommenden Spielen bei den Aufsteigern Frohnauer SC (Sonntag) und SCC (verlegt auf Donnerstag, 27.09.) will Tasmania nun möglichst die Serie von zwei Siegen weiter ausbauen. Denn: Sieben Punkte und Platz 11 sehen zwar schon mal wesentlich freundlicher aus, sind aber trotz des schweren Startprogramms noch zu wenig. Aber: die Spitze in der Berlin-Liga ist weiter zusammengerückt, die Blau-Weiß-Roten liegen auch nur noch sechs Zähler hinter dem BSC (Platz 3) – und der ist punktgleich mit dem Tabellenführer…

Spielbericht: Arch Stanton
Fotos (2): SV Tasmania/Nickelé (1), Schikowski (1)
Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz; Babaev (46. Engelhardt), Bähr (30. Loder), Mayoungou, Tiedmann; Tokmak, Shuleta; Hartwig, Demir (75. Kirschner), Thiele; Robben
Tore: 1:0 Mayoungou (2.), 2:0 Hartwig (10.), 2:1 Akar (80.), 3:1 Thiele (90.+2)

Zuschauer: 72 im Werner-Seelenbinder-Sportpark
Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rot für V. Dikmen (7.), Rot für ausgewechselten Raychouni (23., beide Türkspor)

Nächstes Spiel: Sonntag, 23.09., beim Frohnauer SC (12.45 Uhr, Poloplatz)