SP. VG. Blau-Weiß 90 2 - 1 SV Tasmania Berlin

8. April 2018 - 14:30 Uhr - Sportplatz Rathausstraße
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Doppelt bittere Niederlage beim Tabellenführer

Stark: Immer wieder setzte Tasmania wie hier mit Ujazdowski (l.), Thiele (M., verdeckt) und Hartwig (r.) den Tabellenführer unter Druck (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

 

Tas mit überzeugender Leistung +++ 1:0-Führung zur Pause, aber schlechte Chancenverwertung in der zweiten Halbzeit +++ Blau-Weiß schlägt spät zu: Siegtreffer in der Nachspielzeit +++ Zu allem Überfluss: Şahin und Hartwig verletzen sich und fallen wohl länger aus

Blau-Weiß 90 thront ja bekanntlich souverän an der Spitze der Berlin-Liga-Tabelle (13 Punkte Vorsprung) und zeigt sich der Favoritenrolle in dieser Saison durchaus gewachsen. Das bewiesen sie unter anderem im Aufeinandertreffen mit Tasmania in der Hinrunde, das sie abgeklärt mit 2:0 gewannen. Angesichts der also bereits geklärten Meisterschafts- und Aufstiegsfrage ging es für die Neuköllner am vergangenen Sonntag bei sommerlichen Temperaturen an der Rathausstraße also vor allem darum zu zeigen, dass sie die Mariendorfer doch ärgern können – wenn schon nicht über die gesamte Saison, dann doch wenigstens in einem Spiel.

Verdiente Pausenführung für Tas

Früh raus: Tolga Şahin 

Entsprechend engagiert gingen die Tasmanen von Beginn an zu Werke und wurden umgehend dafür fast dafür belohnt: eine Ecke von links segelte an den zweiten Pfosten, wo Nicola Thiele den Fuß hinhielt, dessen Schuss jedoch noch auf der Linie geklärt werden konnte. Kurz darauf folgte jedoch die erste Hiobsbotschaft des Nachmittags: ohne gegnerische Einwirkung verdrehte sich Tolga Şahin auf dem stumpfen Kunstrasen das Knie und musste schon in der 5. Spielminute mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausgewechselt werden – hoffen wir das Beste für Tolga, der ja gerade erst von einem Kreuzbandriss (im anderen Knie) zurückgekehrt war und für den diese (inzwischen bestätigte) erneute Kreuzbandverletzung sicher äußerst bitter ist!

Dem Spiel der Neuköllner tat dieser Schock jedoch keinen Abbruch – auch wenn sich die oben geschilderte Situation (Großchance vergeben und schwere Verletzung) später als symptomatisch für diesen Nachmittag erweisen sollte. Weiterhin wurde der Tabellenführer früh unter Druck gesetzt und weitestgehend vom eigenen Tor weggehalten. Es entwickelte sich so in der ersten halben Stunde ein flottes, ausgeglichenes Spiel, in dem Tasmania jedoch die gefährlicheren Aktionen hatte, insbesondere bei den Standards von Arber Shuleta.

Wirklich überraschend kam die Führung für die Neuköllner daher nicht. Einen Fehlpass der Blau-Weißen im Aufbauspiel nahm Shuleta auf und schickte Romario Hartwig auf die Reise Richtung Tor der Gastgeber, wo der Tas-Stürmer die Ruhe behielt und zum 1:0 für Tasmania einschob (36.). Direkt nach Wiederanpfiff hätte Hartwig nach einem Fehler in der Abwehr von Blau-Weiß sogar noch erhöhen können, doch dieses Mal kam er frei vor BW90-Keeper Pruschke nicht zum Abschluss. Über mangelnde Beschäftigung konnte sich dieser jedoch in dieser Phase nicht beschweren, denn Tas zog in den letzten Minuten vor der Pause ein wahres Powerplay auf und schnürte den Tabellenführer teilweise im eigenen Sechzehner ein. Trotz zahlreicher Abschlüsse blieb es bis zur Halbzeit jedoch beim 1:0 für Tasmania – ein sicherlich positiver Zwischenstand auswärts beim Tabellenführer, angesichts des Spielverlaufs und des Chancenverhältnisses aber eigentlich schon fast zu wenig.

Niederlage in der Nachspielzeit

Tragischer Torschütze: Romario Hartwig

In der zweiten Halbzeit überließen die Neuköllner den Mariendorfern zwar weitgehend den Spielaufbau, blieben aber giftig in den Zweikämpfen und münzten die vielen daraus entstehenden Ballgewinne immer wieder in gefährliche Konter um. Insbesondere der agile Daniel Ujazdowski tat sich dabei hervor, beschäftigte pausenlos die Hintermannschaft von Blau-Weiß, machte gut die Bälle vorne fest und erarbeitete sich und seiner Mannschaft so immer wieder gute Gelegenheiten.

Während man also hinten wenig zuließ, so erspielte und erkonterte man sich vorne Hochkaräter im 5-Minutentakt. Allerdings: war die Chancenverwertung in der ersten Halbzeit noch ausbaufähig, so wurde sie nun miserabel. So fiel bspw. Ujazdowski heute nicht nur beim Erarbeiten von Chancen auf, sondern auch beim Vergeben derselben, als er zwei Mal kurz nacheinander frei vorm Keeper der Gastgeber scheiterte. Zu allem Überfluss gesellte sich zu den vergebenen Chancen wie schon in der ersten Halbzeit das Verletzungspech hinzu: bei einer Abwehraktion fiel Torschütze Hartwig so unglücklich auf die Schulter, dass auch er ausgewechselt werden musste und wie Sahin nach einer OP mindestens bis zum Saisonende ausfallen wird. Der für ihn eingewechselte Leonard Kirschner reihte sich danach zwar nahtlos in die überzeugende Leistung von Tasmania ein – allerdings ebenso in das Vergeben von Großchancen, als er kurz nach seiner Einwechslung frei vorm Tor den Ball nicht in selbigem unterbringen konnte.

So kam es wie es kommen musste und wie es die Tasmania-Anhänger angesichts der vielen vergebenen Großchancen und der bekannten Fußballerweisheiten („Wer vorne nicht trifft…“) schon befürchtet hatten: Blau-Weiß erhöhte zum Ende hin den Druck, zwar ohne erkennbaren Plan, aber irgendwie kann ja immer mal ein Ball reinrutschen – und so geschah es dann auch in der 80. Minute: nach einer Ecke bekam Tasmania den Ball nicht aus dem Strafraum geklärt, so dass dieser irgendwie vor die Füße von Czekalla flipperte, der ihn nur noch aus kurzer Distanz über die Linie drücken musste.

In der Folge spielte Tasmania weiter auf Sieg und erspielte sich tatsächlich weitere gute Gelegenheiten, die jedoch erneut vergeben wurden. So scheiterte abermals Kirschner allein vor BW-90-Keeper Pruschke und auch seine Kollegen waren nicht erfolgreicher. Als sich dann alle bereits mit dem 1:1 abgefunden zu haben schienen, gab es auf der anderen Seite in der Nachspielzeit doch noch den endgültigen Tiefschlag. Dieses Mal konnte ein Einwurf der Gastgeber nicht richtig geklärt werden und landete aus dem Gewühl heraus beim an der Strafraumgrenze lauernden Gutsche, der Maß nahm und hart und präzise genau ins untere linke Eck des Tasmania-Tores traf (93.).

Viel bitterer kann man nicht verlieren: beim Tabellenführer überzeugend gekämpft und gespielt, die weitaus besseren Chancen gehabt und am Ende geht man durch zwei späte Gegentore, das letzte davon in der letzten Minute der Nachspielzeit, doch mit null Punkten nach Hause. Viel schwerer als diese Niederlage wiegen jedoch die beiden schweren Verletzungen von Romario und insbesondere von Tolga, denen man an dieser Stelle nur gute Besserung und viel Kraft bei der Genesung wünschen kann!

Spielbericht: Vittorio Kowalski
Fotos (2): SV Tasmania/Schikowski

Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz – Tiedmann, Bähr, Loder, Kirli – Tokmak, Shuleta – Ujazdowski, Şahin (5. Udeoka), Thiele – Hartwig (69. Kirschner).
Tore: 0:1 Hartwig (36.), 1:1 Czekalla (80.), 2:1 Gutsche (93.).
Zuschauer: 188.

Nächstes Spiel: Sonntag, 15. April 2018, um 12:00 Uhr beim BFC Preussen (Malteserstr. 24, 12249 Berlin).