CFC Hertha 06 1 - 2 SV Tasmania Berlin

11. October 2020 - 14:00 Uhr - Fußballplatz Sömmeringstraße
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Kartenflut beim Weiterkommen

Einstand nach Maß: Tasmanias Neuzugang Mert Sait (l.) trifft zum 0:2 (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

Tasmania siegt in der 2. Runde des Berlin-Pokals – 2:1-Sieg bei Ligakonkurrent Hertha 06 – Sentürk und Neuzugang Sait treffen – Schiedsrichter verteilt insgesamt 15 Karten – Demir und Wedemann sehen Gelb-Rote Karte – Auslosung zur 3. Runde am Freitag

Trainer Abu Njie führte im Vergleich zur Startelf der Vorwoche gegen Pampow eine kleine „Pokalrotation“ durch: Damir Bektic (verletzt), Cüneyt Top (nicht im Kader) sowie Thomas Brechler und Daniel Kaiser (Bank) standen bei Anpfiff nicht auf dem Platz. Dafür rückten Martin Kascha, Faruk Sentürk, Nicola Thiele und Neuzugang Mert Sait in die erste Elf. Beim Gegner hatte sich dagegen im Vergleich zum Punktspiel Mitte August (4:0 im Werner-Seelenbinder-Sportpark) einiges verändert: auf der Trainerbank nahm etwa Dietmar Demuth als Nachfolger von Murat Tik Platz – nur sechs Spieler, die Mitte August in der Startelf standen, waren auch am Sonntag von Beginn an dabei. Ex-Tasmane Birol, Ugur und Schöps haben den Verein mittlerweile verlassen, Kartal und Kruschke standen nicht im Aufgebot – ebenso wie die „brandneu“ verpflichteten Oumari oder Pitesa (2013/14 bei Tas). Nicht zu vergessen den verdientesten Ex-Neuköllner in Reihen von Hertha 06, Mehmet Okan Kirli, der die Partie dazu in Zivil vom Rand verfolgte.

Sentürks Freistoß zur Pausenführung

Viel hatte der Gegner also nicht zu tun mit dem Team vom 1. Spieltag der Oberliga, die Konstellation „Letzter gegen Erster“ der Spielklasse sorgte aber natürlich für eine klare Rollenverteilung. Die Gastgeber machten aber von Beginn an deutlich, dass sie sich auf dem tiefen Geläuf des Sportplatzes an der Sömmeringstraße nicht frühzeitig wie zum Saisonstart geschlagen geben würden. Im Gegenteil: in der Anfangsphase waren die in Rot gekleideten Charlottenburger das aktivere Team und hatten auch die ersten, gefährlichen Torannäherungen. An einen Pass des regionalligaerprobten Ucar (neu, zuletzt Nordhausen) kam El-Mohamed nicht mehr heran (7.) – Robert Schelenz war im Herauslaufen schneller am Ball. El-Ahmar köpfte eine Ayvaz-Ecke über den Kasten (9.) und Kapan rutschte im 16er bei seinem Abschluss nach Vorlage von Ucar weg, sodass Tasmanias Keeper keine Probleme mit dem Schuss hatte (12.). Danach hatte sich die Neuköllner Defensive sortiert und auf den Gegner eingestellt, denn der sollte lange Zeit nicht mehr gefährlich vor Schelenz’ Gehäuse aufkreuzen. Nach vorne ging allerdings bei der Njie-Elf auch nicht viel: Maurice Froelian brachte den Kopf nicht richtig an eine Flanke von Enes Aydin, der Ball flog dadurch am langen Pfosten vorbei (24.). Weitere Flanken von rechts durch Dominik Boettcher (38.) – hier war wenigstens der Nachschuss von Emre Demir noch halbwegs gefährlich –, Aydin (39.) und Thiele (41.) fanden im Zentrum keinen Abnehmer. So musste mal wieder ein Freistoß als „Dosenöffner“ für das Team von Abu Njie fungieren: viele hatten dabei wohl mit Demir als Schützen gerechnet, doch Sentürk führte den Standard mit links aus 18 Metern aus – und traf passgenau über den Innenpfosten das Tor des Gegners. So ging Tasmania im Stil einer Spitzenmannschaft mit einer Führung in die Pause. Allerdings hatten sich beide Teams auch ab der 28. Minute zusammen sechs Verwarnungen eingehandelt – so dass sich zwangsläufig zur Halbzeit die Frage stellte, ob die Teams diesen Pokalfight vollzählig überstehen würden. Nur soviel vorweg: der erfahrene „Alt-Tasmane“ Werner sollte mit seiner Prognose Recht behalten…

Saits Tor zum Debüt – und 4 Platzverweise

Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Tasmania das Geschehen aber zunächst weiter im Griff – dazu rückte Mert Sait schon nach wenigen Sekunden zum ersten Mal ins Zentrum des Geschehens, als er über links nach vorne durchstartete und per Linksschuss den kurzen Winkel des 06-Tors verfehlte (46.). Dann wurstelte sich Kascha über rechts im Fünfmeterraum des Kontrahenten durch, sein mutmaßlich „tödlicher Pass“ in die Mitte wurde aber von Hertha-Torwart Pruschke mit dem Fuß entscheidend entschärft (49.). Zehn Minuten später dann die zweite „Solo-Show“ von Mert Sait – der von Hertha 03 gekommene Linksverteidiger blockte im Mittelfeld einen Pass von Yesilli, setzte dem Abpraller nach und zog auf und davon. Mit einem Haken nach innen hatte er Oellers bereits versetzt, doch der Ball versprang auf dem ramponierten Rasen und die Chance schien perdu. Doch Sait reagierte am schnellsten, drehte eine Pirouette, nahm den Ball dabei wieder an sich und startete zwischen den verdutzten Oellers und Yesilli durch – auf einmal war die Bahn frei und der 22-Jährige traf mit links ins lange Eck zum 0:2. Ein Sahne-Tor zum Einstand also, Hut ab…

Während sich am Spielfeldrand zumindest bei den Tasmania-Fans die Stimmung ob des zweiten Treffers entspannte, konnte davon auf dem Platz allerdings nicht die Rede sein. Der bereits vorbelastete Demir wollte bei einer Spielunterbrechung den Ball nicht rausrücken, woraufhin Okoronkwo den Tasmanen in den Würgegriff nahm – so war es bei der eingeschlagenen Linie des Unparteiischen nicht allzu verwunderlich, dass für Demir die „Ampel“ auf Rot sprang, während der Charlottenburger ohne Vorstrafe direkt zum Duschen geschickt wurde. „Sportliches“ gab es in dieser Phase wenig zu berichten: Keita war der Ball bei einem Vorstoß der 06er im Strafraum Tasmanias vor die Füße gefallen, sein Abschluss war allerdings zu unpräzise, um Schelenz bezwingen zu können (68.). Im Gegenzug bediente Sentürk im Zentrum Julian Loder, doch dessen Direktschuss ging links am Tor vorbei (69.). Als die Neuköllner Verteidigung dann aber eine lange Flanke nicht unter Kontrolle bekam, war Moran Blanco zur Stelle und staubte zum Anschlusstor ab – und der Grundstein für eine spannende Schlussphase damit gelegt.

Unterdessen war das Karten-Konto beider Mannschaften jedoch weiter angewachsen – mal mehr, mal weniger gerechtfertigt: letztlich aber wurde kein Team benachteiligt. Warnungen hatte es in jedem Fall genug gegeben, doch beide Parteien wollten in punkto Einsatz, aber auch Diskussionen mit dem Schiedsrichter nicht nachlassen. Dazu gab es bei einer Beleidigung des Assistenten schließlich auch wenig Spielraum für „Fingerspitzengefühl“ – El-Ahmar musste deshalb auf Seiten von Hertha 06 ebenfalls vorzeitig vom Platz, was seinem Team die Aufholjagd nun in Unterzahl nicht vereinfachen sollte. Tasmania überstand die leidenschaftlichen Angriffsversuche der Gastgeber daher vergleichsweise souverän, ließ aber seinerseits durch den eingewechselten Panajiotis Haritos, der frei vor dem Tor Pruschke anschoss, die Möglichkeit zur endgültigen Abkühlung des Geschehens aus. So erwischte es letztlich auch noch Pascal Wedemann, der weit in der Nachspielzeit sein zweites Foul beging und das Feld knapp 20 Minuten nach seiner Einwechslung auch schon wieder räumen musste. Unter dem Strich hieß es schließlich also: dreckiger Sieg in einem echten Pokalfight. Tasmania steht in der 3. Runde des Berlin-Pokals, die am Freitag ausgelost wird.

Freitag beim FC Hertha 03

Die Nachricht, wie dann der nächste Gegner heißt, wird die Neuköllner also in Zehlendorf erreichen: dort spielt die Mannschaft von Abu Njie im Rahmen des 8. Spieltags der NOFV-Oberliga Nord diesmal bereits zu Beginn des Wochenendes. Beim Gegner FC Hertha 03 wurde just ein Trainerwechsel vorgenommen und das Saisonziel – um den Aufstieg mitspielen – auf Eis gelegt. Auch hier wird der Derbyfaktor gewiss eine Rolle spielen – und die Erinnerung an zahlreiche, denkwürdige Spiele. Die letzten vier Duelle am Siebenendenweg konnte Tasmania dabei für sich entscheiden…

Spielbericht: Arch Stanton
Zur kompletten Fotogalerie  sowie zum Videozusammenschnitt von Estella Shaina Nickel

CFC HERTHA 06 – SV TASMANIA 1:2 (0:1)
TASMANIA: Schelenz – Aydin (72. Gorrie), Loder, Bähr, Sait – Froelian, Demir, Thiele – Boettcher (72. Haritos), Kascha (82. Brechler), Sentürk (77. Wedemann)
TORE: 0:1 Sentürk (44.), 0:2 Sait (59.), 1:2 Moran Blanco (80.)

ZUSCHAUER: 151 an der Sömmeringstraße

BESONDERE VORKOMMNISSE: Rote Karten für Okoronkwo (63.) und El-Ahmar (84., beide Hertha 06) – Gelb-Rote Karten für Demir (63.) und Wedemann (90.+5)

NÄCHSTES SPIEL: Freitag, 16.10. (19.30 Uhr), beim FC Hertha 03, Ernst-Reuter-Sportfeld