Tasmania in der Bundesliga – Heute vor 60 Jahren

20. Oktober 2025

20.10.1965:
SC Tasmania 1900 –
VfB Stuttgart 0:2 (0:1)

+++ Unglückliche Niederlage am 9. Spieltag +++ Ausgerechnet Torwart Posinski patzt zweimal +++ Tas viel im Vorwärtsgang, aber ohne Fortune +++ Spiel am Mittwochnachmittag +++ Neuköllner wieder Schlusslicht

Die Ausgangssituation

Der heutige Gegner VfB Stuttgart hatte in den 50ern seine erste erfolgreiche Phase und holte zwei deutsche Meistertitel (1950, 1952) sowie zweimal den DFB-Pokal (1954, 1958). In der Gründungssaison der Bundesliga 1963/64 erreichten die Schwaben einen respektablen 5. Platz, der in der Folge aber zunächst nur noch einmal erreicht werden konnte (1968/69). In der Saison 1965/66 musste man sich hingegen am Ende etwa mit Platz 11 begnügen – dabei war man mit zwei Siegen gestartet, blieb dann aber fünfmal ohne Dreier, ehe Borussia Neunkirchen geschlagen werden konnte. So reiste der VfB als Tabellenachter (9:7 Punkte) an, um im zweiten Spiel der einzigen Englischen Woche 1965/66 die Partie an einem Mittwochnachmittag zu bestreiten – vielleicht war dadurch auch der eher magere Besuch im Olympiastadion zu erklären. Schließlich hatte Tas mit dem 0:0 in Kaiserslautern Hoffnungen geweckt, dass man sich langsam in der Bundesliga eingefunden hatte.

Zu wenig Offensivkraft

Zu überzeugen wussten die Gäste nicht an diesem Oktober-Tag, vor allem im Spiel nach vorne fehlten ihnen die Ideen. Doch sie sollten Schützenhilfe von „Jockel“ Posinski erhalten – ausgerechnet dem Torwart also, der am Sonnabend zuvor die Null auf dem Betzenberg festgehalten hatte. Eine bittere Pointe, die nach 20 Minten ihren Anfang nahm, als der erfahrene Schlussmann einen Schuss von Sieloff durch die Beine rutschen ließ. Für die selbst mit Problemen im Spiel nach vorne kämpfenden Tasmanen machte das die Aufgabe natürlich nicht leichter – auch in dieser Partie war nur wieder Ingo Usbeck auf der linken Seite ein Lichtblick, erneut immer wieder von Horst Szymaniak mit Anspielen gesucht. Doch ein starker Angreifer war nicht genug: „Finken blieb jedes Bundesligaformat schuldig und Engler sowie Rosenfeldt waren ebenfalls viel zu harmlos oder zu defensiv ausgerichtet.“ So blieb es also beim knappen 0:1 zur Halbzeit.

Zweiter Fehler von Posinski

Nach dem Wechsel war die Partie mit dem Treffer zum 0:2 nach einer knappen Stunde praktisch gelaufen. „Auch beim zweiten Tor durch Peters, dessen harmloser Roller ebenfalls haltbar war (57.), konnte man von einem Gastgeschenk des Torhüters sprechen.“ Schrieb der Kicker dabei noch damals von Peters als Torschützen, so führt die Internetdatenbank des Fachmagazins heutzutage Huttary als solchen. Wie dem auch sei: die Tasmanen kamen zwar nun, möglicherweise „befreit“ durch die Aussichtslosigkeit des Unterfangens, noch zu einer Reihe guter Torchancen – doch an VfB-Torwart Sawitzki war kein Vorbeikommen. Beide Punkte nahmen die Stuttgarter so dankend mit ins „Ländle“ und rückten sogar auf Rang 6 vor. Tasmania aber übernahm wieder die Rote Laterne vom KSC nach dessen Derbysieg gegen Kaiserlautern und sollte diese bis Saisonende nicht mehr abgeben. Auch für Tasmanias wackere Torwartlegende Posinski sollte sein zweiter Einsatz schon der letzte in der Bundesliga 1965/66 und bei den Neuköllnern überhaupt sein.

Spieldaten:
1. Bundesliga, Saison 1965/66, 9. Spieltag
Anstoß: Mittwoch, 20.10.1965, 15.45 Uhr
Stadion: Olympiastadion, Berlin
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Johannes Malka (Herten)

Tasmania: Rohloff – Bäsler, Talaszus – Becker, Peschke, Konieczka – Engler, Rosenfeldt, Finken, Szymaniak, Usbeck. Trainer: Linken
Stuttgart: Sawitzki – Eisele, Seibold – Hoffmann, Sieloff, Huttary – Reiner, Waldner, Arnold, Peters, Geiger. Trainer: Gutendorf

Tore: 0:1 Sieloff (20.), 0:2 Huttary (57.)

Tasmania nach dem 9. Spieltag: 18. Platz, 3:15 Punkte, 6:28 Tore – 1 Sieg, 1 Unentschieden, 7 Niederlagen

Quellen: fussballdaten.de, Bundesliga-Chronik (AGON-Sportverlag), Kicker