Tasmania in der Bundesliga – Heute vor 60 Jahren

16. Oktober 2025

16.10.1965:
1.FC Kaiserslautern –
SC Tasmania 1900 0:0

+++ Erster Punktgewinn seit dem 1. Spieltag +++ Erstmals „zu Null“ seit dem 1. Spieltag +++ Routinier „Jockel“ Posinski erstmals in der Bundesliga im Tas-Tor +++ Szymaniak überragt +++ Tas gibt „Rote Laterne“ nochmal ab

Die Ausgangssituation

Der 1. FC Kaiserslautern hatte als Gründungsmitglied der Bundesliga mit den Plätzen 12 und 13 eher eine magere Bilanz vorzuweisen – dabei waren die „Roten Teufel“ in den ersten zehn Jahren nach dem 2. Weltkrieg das herausragende Team in Deutschland. Fünfmal erreichte man das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft und konnte die Trophäe 1951 und 1953 in die Pfalz mit zurückbringen. Dazu stellte man das Gerüst der Weltmeisterelf von 1954, allen voran Kapitän Fritz Walter und dessen Bruder Otmar, sowie Horst Eckel, Werner Kohlmeyer und Werner Liebrich. Mit dem neuen Trainer Gyula Lorant – der Ungar stand im WM-Finale 1954 noch als Spieler auf der Seite des Verlierers – war dem FCK aber ein ordentlicher Start gelungen (8. Platz, 8:6 Punkte), am Ende aber landete man sogar nur auf Rang 15 mit vier Zählern Vorsprung zum ersten Abstiegsplatz. Lorant sollte später im Übrigen auch das Traineramt bei den Neuköllnern übernehmen: in der Saison 1968/69 gelang als Zweiter der Regionalliga Berlin (Platz 1: Hertha 03) die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga, als Gruppenvierter von fünf Teams verpasste man dort jedoch die Rückkehr ins Oberhaus.

Posinski & Co. halten die Kiste sauber

Nach einer erneut fehlerbehafteten Partie beim 1:5 gegen Hannover 96 gab Trainer Franz Linken dem Torwart Heinz Rohloff eine Verschnaufpause und startete auf dem Betzenberg erstmals mit Routinier Hans-Joachim „Jockel“ Posinski zwischen den Pfosten. Der 33-Jährige, der von sage und schreibe 1951 bis 1966 für den SC Tasmania 1900 spielte, sollte sogleich seinen Kasten sauber halten – allerdings hatte er auch gar nicht so viel zu tun, wie viele befürchtet hatten. „Wir hatten die Absicht, den Gegner kommenzulassen (sic!) und man ist bei Kaiserslautern darauf reingefallen“, hatte Linken laut „Kicker“ nach Abpfiff zufrieden resümiert. So verteidigten die Neuköllner mit Geschick und Leidenschaft und ließen dem Gastgeber nicht viel zu. „Die Spieler um Horst Szymaniak kämpften bis zu Umfallen“, hieß es weiter im Fachmagazin, das ein Loblied auf den WM-Teilnehmer von 1958 und 1962 anstimmte.

Szymaniak bester Mann auf dem Platz

So schwärmte der Kicker von „der Seele des Spiels“, die „einsame Klasse“ an diesem Nachmittag war. Szymaniak habe das Mittelfeld beherrscht, Angriffe initiiert und suchte auch selbst den Abschluss. Trotz aller Huldigungen aber blieb Tas ohne Torerfolg, denn Szymaniak „fehlte lediglich nur noch ein Spieler wie Usbeck, und die Kaiserslauterer hätten in dieser Form wahrscheinlich ihren Punkten nachgesehen. (…) Leider fehlte es den Berlinern im Angriff noch an der nötigen Konzentration bei Ausnutzung der Torchancen.“

Beide Trainer loben Tas

FCK-Trainer Lorant war sich nach Abpfiff sicher: „Wenn Tasmania weiterhin so ehrgeizig und taktisch gut spielt, wird sie gewiß (sic!) nicht absteigen.“ Und auch Franz Linken hoffte auf eine Initialzündung für sein Team: „Dieser Punktgewinn gibt uns mächtig Auftrieb. Hätten wir einen zweiten Usbeck gehabt, wäre uns gewiß (sic!) ein Sieg gelungen.“ Letztlich aber stand vorerst nur für Tasmanias Offensive die Null, denn das torlose Unentschieden auf dem Betzenberg sollte der Beginn einer Serie von sieben Partien ohne eigenen Treffer werden. Insgesamt 741 Minuten gelang Tas kein Tor – natürlich ein Rekord für lange Zeit. In der Saison 1992/93 aber knackte der 1. FC Saarbrücken diese „Bestmarke“, dessen 964 Minuten aber 2000/01 noch einmal vom 1. FC Köln (1.034 Minuten) pulverisiert wurden. Immerhin: nach dem 8. Spieltag rückten die Neuköllner nochmal auf Rang 17 vor.

Spieldaten

1. Bundesliga, Saison 1965/66, 8. Spieltag
Anstoß: Samstag, 16.10.1965, 16 Uhr
Stadion: Stadion Betzenberg, Kaiserslautern
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Herbert Kreitlein (Stuttgart)

FCK: Schnarr – Koppenhöfer, Kostrewa – Klimaschefski, Schwager, Schneider – Geisert, Reitgaßl, Kapitulski, Wrenger, Rummel. Trainer: Lorant
Tasmania: Posinski – Bäsler, Fiebach – Becker, Peschke, Konieczka – Neumann, Engler, Finken, Szymaniak, Usbeck. Trainer: Linken

Tore: keine

Tasmania nach dem 8. Spieltag: 17. Platz, 3:13 Punkte, 6:26 Tore – 1 Sieg, 1 Unentschieden, 6 Niederlagen

Quelle: fussballdaten.de, Bundesliga-Chronik (AGON-Sportverlag), kicker.de