30.10.1965:
SC Tasmania 1900 –
1. FC Köln 0:6 (0:1)
+++ Deutliche Heimniederlage am 11. Spieltag +++ Tas hält dennoch eine Stunde mit +++ „Kollaps“ nach dem 0:2 +++ Vier Gegentore in 12 Minuten +++ 4. Spiel in Serie ohne Torerfolg
Die Ausgangssituation
Mit dem 1.FC Köln gastierte Ende Oktober 1965 ein absolutes Topteam dieser Zeit im Olympiastadion. Die Domstädter waren 1963/64 nicht nur erster Meister der Bundesliga geworden, sondern konnten den Erfolg in der nächsten Saison als Vizemeister beinahe wiederholen (am Ende drei Punkte hinter Werder Bremen). In der dritten Spielzeit im Oberhaus sollte es am Ende dann „nur“ zu Platz 5 reichen – immerhin aber stellte der „FC“ 1966 drei WM-Teilnehmer, von denen Overath und Weber alle sechs Turnierspiele bestritten und im legendären Finale von Wembley Vizeweltmeister wurden.
Wieder ein Torwartfehler
Angesichts des End- und frühen Rückstands mutet es etwas merkwürdig an, doch die zeitgenössische Berichterstattung sprach von einer lange Zeit schwachen Vorstellung der Kölner in Berlin. Und das lag nicht zuletzt am guten Auftritt der Neuköllner über 60 Minuten, die förmlich angestachelt waren durch das zeitige 0:1, bei dem Heinz Rohloff im Tor mal wieder ein entscheidender Fehler unterlief: einen Schuss von Löhr hatte der Keeper hoch abgeklatscht, sodass Thielen nur noch den Kopf hinhalten musste. Doch anschließend berichtete die „Fußball-Woche“ von erstaunten Zuschauern, weil „der Tabellenletzte recht munter die Zügel führte“, „die von (Eberhard) Peschke straff zusammengefaßte (sic!) Abwehr“ unerschütterlich stand und die Abseitsfalle so gut funktionierte, dass „die Kölner unzählige Male hineinrannten.“ Nach vorne war einmal mehr Horst Szymaniak der Motor, der „aus zurückhängender Position ein ums andere Mal zum Sturm“ blies. Doch der Abschluss blieb wieder einmal das Problem: „Aber die Potenz des zu unterschiedlich besetzten, unausgeglichenen Angriffs der Berliner mit seinen sich so schwer in mannschaftliches Spiel einordnenden Individualisten (…) reichte einfach nicht aus, den längst fälligen Ausgleich zu schaffen.“ So gelangen nur zwei nennenswerte Abschlüsse: ein Schuss von Ingo Usbeck („Tasmanias quirligstem Stürmer“) sowie ein Kopfball von Peter Engler nach Flanke von Bernd Hänsler – beide Male aber war FC-Torwart Schumacher auf dem Posten.
„Moralischer Zusammenbruch“
Mit dem auch nach der Pause anhaltend erfolglosen Bemühen Tasmanias kamen die Gäste nach einer Stunde doch langsam auf und Löhrs Kopfballtor zum 0:2 folgte ein „moralischer Zusammenbruch“ der Berliner, der zu insgesamt vier Gegentoren in zwölf Minuten führte. Zu allem Überfluss schoss „der allein vor Schumacher auftauchende Engler dem Kölner Schlussmann den Ball auf den Leib.“ Das letzte Tor fiel dann, „als man längst abgeschaltet hatte und Tausende bereits – um eine Enttäuschung reicher – aufgebrochen waren.“ Trainer Franz Linken hatte anschließend einmal mehr in Torwart Rohloff den Hauptschuldigen ausgemacht (außer beim 0:1 soll er noch bei zwei weiteren Gegentoren nicht gut ausgesehen haben). „Die Mannschaft bekam durch das 0:1 durchaus noch keinen Schock, sie hielt fast eine Stunde lang gut mit“, so Tasmanias Übungsleiter. „Mit dem zweiten Tor verloren wir leider hinten den Halt, was immerhin begreiflich ist.“ Auch Spieler Szymaniak befand, dass „Tas“ lange Zeit gegen technisch überlegene Kölner nicht schlecht ausgesehen habe. Aber: „Was wir mit den zwei Treffern einstecken mußten (sic!), kann vielleicht in der Kreisklasse vorkommen. Hier darf es einfach nicht passieren.“
Spieldaten:
1. Bundesliga, Saison 1965/66, 11. Spieltag
Anstoß: Samstag, 30.10.1965, 15 Uhr*
Stadion: Olympiastadion, Berlin
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Willi Gusenburger (Saarbrücken)
*Quelle: kicker.de – andere geben 16 Uhr an
Tasmania: Rohloff – Bäsler, Talaszus – Becker, Peschke, Konieczka – Hänsler, Engler, Rosenfeldt, Szymaniak, Usbeck. Trainer: Linken
Köln: Schumacher – Pott, Hemmersbach – Sturm, Wilden, Weber – Thielen, Sørensen, Neumann, Overath, Löhr. Trainer: Knöpfle
Tore: 0:1 Thielen (3.), 0:2 Löhr (64.), 0:3 Neumann (69.), 0:4 Neumann (72.), 0:5 Overath (76.), 0:6 Löhr (90.)
Tasmania nach dem 11. Spieltag: 18. Platz, 3:19 Punkte, 6:39 Tore – 1 Sieg, 1 Unentschieden, 9 Niederlagen
Quellen: fussballdaten.de, Bundesliga-Chronik (AGON-Sportverlag), Kicker, Fußball-Woche



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