tas history – vor 50 Jahren

20. Februar 2021

20. Februar 1971

MSV Duisburg – SC Tasmania 1900 2:0 (0:0)

Für Statistiker mag es „nur“ die 2. Runde des DFB-Pokals gewesen sein, die Anhänger des SC Tasmania 1900 aber sprechen vom Achtelfinale des nationalen K.O.-Wettbewerbs: am 20. Februar 1971 hatte das Los allerdings eine schwierige Aufgabe vorgesehen. Die Neuköllner sollten es mit dem Bundesligisten MSV Duisburg zu tun bekommen – und das obendrein als Auswärtsspiel im Wedaustadion.

Erstrundensieg gegen Eintracht

Um überhaupt unter die letzten 16 zu kommen, hatten die Tasmanen in der 1. Hauptrunde aber bereits einen Club aus dem Oberhaus ausgeschaltet: Mitte Dezember gelang ein 1:0-Erfolg gegen Eintracht Braunschweig. Vor 9.000 Zuschauern erzielte Johnny Egbuono eine Viertelstunde vor Spielende den Treffer des Tages und beförderte somit den damaligen Tabellenvierten der Bundesliga aus dem Wettbewerb – und Tasmania ins Achtelfinale.

Gestandener Gegner

Die „Zebras“ stellten zu der Zeit allerdings auch eine gestandene Bundesligatruppe: Michael Bella (1964-78 beim MSV), Hannes Linßen (später auch Trainer), Djordje Pavlic (jugoslawischer Nationalspieler), Rainer Budde (später S04, WSV), Gerhard Kentschke (später lange zeit Co-Trainer Bayer 04) oder Johannes Riedl (später Hertha BSC, Kaiserslautern) standen für soliden Erstligafußball – und last but not least natürlich Detlef Pirsig (1965-77 beim MSV), den Gerd Müller einmal ohne zu zögern als unangenehmsten Gegenspieler seiner Karriere bezeichnete. Am Saisonende 1970/71 sollten die Meidericher, die Tasmania fünf Jahre zuvor in der Bundesliga eine historische 0:9-Heimpleite zugefügt hatten, schließlich Platz 7 belegen.

Tas spielt mit

So trat Tasmania zwar als Außenseiter an, aber zunächst nicht wie ein solcher in Duisburg auf. Die Mannschaft von Trainer Hans Hipp hatte schließlich nicht viel zu verlieren – die beste Chance im ersten Durchgang, einen Freistoß von Defensivspezialist Klaus Walleitner, parierte MSV-Torwart Volker Danner allerdings. So ging es mit einem 0:0 in die Kabinen, das auf Seiten der Berliner Hoffnungen auf einen neuerlichen Pokal-Coup weckte.

Tasmania-Fans beim Pokalspiel 1971 im Duisburger Wedaustadion (Foto:privat)

Nach dem Wechsel erwiesen sich die Gastgeber jedoch als kaltschnäuziger vor dem Tor und gingen zunächst durch einen Treffer von Kentschke mit 1:0 in Führung. Der 22-jährige Bernard Dietz – die spätere MSV-Legende war zu Saisonbeginn erst an die Wedau gekommen – sorgte dann in der 73. Minute für die Vorentscheidung. Die kühnsten Pokalträume, mit denen die Fans aus der geteilten Stadt anreisten, lösten sich somit in Luft auf – und diejenigen, die am Freitagabend mit der Bahn nach Duisburg losgefahren waren (immerhin ein Waggon voll), sollten am Sonntagmorgen wieder am Bahnhof Zoo ankommen.

2014 nochmal im Lostopf

In der Folgesaison nahm Tasmania als Berliner Pokalsieger noch einmal am nationalen Wettbewerb teil und schied in der 1. Runde – diesmal im Modus mit Hin- und Rückspiel – gegen den VfL Bochum (2:2/0:2) aus. Seither konnten sich die Neuköllner nicht mehr für den DFB-Pokal qualifizieren. Im Jahr 2014 kam es zwar zu dem Kuriosum, dass sich der „Nachfolger“ SV Tasmania im Lostopf zur ersten Hauptrunde befand – allerdings gemeinsam mit dem FC Viktoria 89, denn das damalige Berliner Pokalfinale zwischen beiden Teams sollte erst nach der Ziehung stattfinden.

Meldung im ZDF-Videotext – Mai 2014

Der Rest der Geschichte ist bekannt: der zwei Klassen höher spielende Favorit aus Lichterfelde setzte sich knapp im Endspiel mit 2:1 gegen Tas durch und zog in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals 2014/15 ein. Im Jahr darauf kämpfte sich Tasmania erneut ins Finale des Berliner Wettbewerbs, musste sich dort aber erneut als Außenseiter diesmal dem BFC Dynamo (0:1) geschlagen geben – und verpasste die Teilnahme am DFB-Pokal erneut nur um Haaresbreite.

SPIELDATEN

DFB-Pokal, Saison 1970/71, Achtelfinale
Anstoß: Samstag, 20.02.171, 15.30 Uhr
Stadion: Wedaustadion, Duisburg
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Dieter Wohlfarth (Maintal)

Duisburg: Danner, Bella, Rettkowski, Pirsig, Buchberger, Riedl, Pavlic, (30. Dietz), Lehmann, Linßen, Kentschke (79. Sondermann), Budde; Trainer: Faßnacht

Tasmania: Grunenberg, Walleitner, Sangulin, Gross, Blume, Egbuono, Bernrieder, Ipta, Hoff, Gretzler, Emans; Trainer: Hipp

Tore: 1:0 Kentschke (56.), 2:0 Dietz (73.)

Quelle: fussball.de, kicker.de, weltfussball.de, wikipedia.de – wir bedanken uns außerdem beim Zeitzeugen Ulrich Timm, der vor Ort in Duisburg war