TSV Rudow 3 - 0 SV Tasmania Berlin

5. November 2017 - 15:00 Uhr - Sportplatz Stubenrauchstraße
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Tasmanias Siegesserie reißt im Derby

Klarer Fall: Tasmanias Ujazdowski (Nr. 7, verdeckt) steht bei seinem Torschuss nicht im Abseits (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

 

Klare 0:3-Niederlage in Rudow +++ Böse Fehlentscheidung verhindert Tasmanias frühe Führung +++ Wieder werden gute Chancen ausgelassen +++ Nach dem Rückstand schwache Vorstellung in der letzten halben Stunde +++ Tas verliert als einziges Team der Top 6 und rutscht auf Platz 5 ab

Gegenüber dem 1:0-Sieg nahm Mario Reichel nur eine Veränderung vor: für Lucas Bähr, auf den der Trainer ganz verzichten musste, stand Maximilian Weyer von Beginn an in der Abwehr. Gleich die erste gefährliche Aktion von Tasmania sollte dann zu einer Schlüsselszene des Derbies werden. Nach einem Schuss von Tolgay Asma, den der Rudower Torwart nur prallen lassen konnte, war Daniel Ujazdowski zur Stelle und ballerte die Kugel unhaltbar ins Tor des Gastgebers (10.).

Ujazdowskis 1:0 wegen Abseits fälschlicherweise aberkannt

Pechvogel: Daniel Ujazdowski

Allerdings hatte der Assistent zuvor die Fahne gehoben und ganz offenbar eine Abseitsposition angezeigt – Schiedsrichter Kanzler verließ sich darauf und gab den Treffer nicht. Im Moment von Asmas Schuss aber stand Ujazdowski nicht im Abseits, da ein Rudower Verteidiger nicht rechtzeitig rausgerückt war. Dieser befand sich zu allem Überfluss genau vor dem Mann an der Seitenlinie, der – wie in Videoaufnahmen zu erkennen ist – sogar um den TSV-Verteidiger herum gucken musste, um das Geschehen beurteilen zu können. Klarer Fall von Tunnelblick also – zum Leidwesen des SV Tasmania, der dadurch um einen sicherlich wichtigen Führungstreffer gebracht wurde.

Tasmania blieb aber am Drücker: Nur zwei Minuten nach der Fehlentscheidung war erneut Ujazdowski frei durch, überlegte aber einen Augenblick zu lange und vertändelte den Ball so in aussichtsreicher Position. Der Drang der Anfangsphase kam den Blau-Weiß-Roten in der Folge etwas abhanden. In Ballbesitz waren sie weiter spielbestimmend, ohne das Spielgerät aber deuteten sie bereits erste Schwächen an.

Romario Hartwig fand zunächst in TSV-Torwart Ottho seinen Meister (23.), ein Kopfball von Julian Loder verfehlte in der 26. Minute das Rudower Tor. Kurz darauf wurde es das erste Mal brenzlig für Tasmania. Torwart Robert Schelenz musste bei einer Flanke per Faustabwehr klären, den Abpraller konnte die Verteidigung aus der Gefahrenzone befördern. Das blieb im Grunde die einzige „Chance“ der Hausherren vor dem Halbzeitpfiff – während Ujazdowski sein „Privatduell“ mit dem gut aufgelegten Rudower Torwart fortsetzte. Zwei Schussversuche (33., 43.) des Tas-Angreifers konnte der jeweils entschärfen, wodurch es mit einem schmeichelhaften 0:0 für den TSV in die Kabinen ging.

Nach Rückstand verliert Tas den Faden

Glücklos: Romario Hartwig

Nach dem Wechsel zunächst ein unverändertes Bild, allerdings sprang chancenmäßig dabei nur ein harmloser Kopfball von Loder (50.) für die Reichel-Elf heraus. Mit der Einwechslung von Metin Karasu für den heute glücklosen Hartwig wollte Tasmanias Trainer den Druck auf den Lokalrivalen nochmal erhöhen. Doch es sollte ganz anders kommen: die Ballverluste in Tasmanias Kombinationsspiel häuften sich. Nach einer Stunde Spielzeit eroberten die Rudower so das Spielgerät in ihrer eigenen Hälfte, stießen dann im Gegenzug auf erschreckend wenig Widerstand und gingen durch Sander völlig überraschend mit 1:0 in Führung. Vor dem entscheidenden Schuss konnte sich der Gegner dabei sogar einen Doppelpass im Tas-Strafraum erlauben, obwohl die Defensive vollständig vertreten war…

Man musste kein Prophet sein, um vorher zu sagen, dass es nun ganz schwer für die Unseren werden würde. Die Mannschaft behielt ihren Stil zwar in der Folge bei, schien sich aber zunehmend selbst und nicht den Widersacher in den Kombinationen zu verstricken. Auch der nächste offensive Wechsel – Stürmer Leonard Kirschner kam für Verteidiger Mark Schmidt – blieb wirkungslos. Die Rudower dagegen konnten ihr „Geduldsspiel“ weiter fortsetzen und brauchten nur auf Fehler zu warten.

So eroberten sie erneut in Tasmanias Vorwärtsbewegung den Ball und konterten mustergültig, Ex-Tasmane Zihni Taner Hirik behielt vor Torwart Schelenz die Nerven und traf zum 2:0 (75.). Wer die Reichel-Elf in den Minuten nach dem Rückstand erlebt hatte, konnte nur zu dem Schluss kommen, dass damit bereits der Deckel auf dem Derby war. Zu allem Überfluss passte sich auch noch das Wetter aus Sicht des Tasmania-Anhangs dem Spielverlauf an und der für unsere Gastspiele irgendwie typisch gewordene Rudower Regen setzte ein.

Der Ball lief in der Schlussphase weiter durch die Reihen, ohne dass die Gäste noch irgendeine Torgefahr heraufbeschwören konnten. Es schien, als hätte der TSV mit den beiden Treffern die entscheidenden Kontakte im System gekappt. Die Rudower konnten sich das Ganze nun entspannt anschauen – und schlugen in der Schlussphase abermals zu. Dabei machte man sich erneut die Teilnahmslosigkeit der gegnerischen Defensive eiskalt zu Nutze, Czuba vollendete mühelos zum 3:0-Endstand.

Damit endete Tasmanias beeindruckende Serie von wettbewerbsübergreifend sechs Siegen in Folge ausgerechnet im Neukölln-Derby. Als einziges Team in den „Top 6“ der Berlin-Liga ohne Punktgewinn wurde man dazu zum Verlierer des Spieltags in der Spitzengruppe. Auf Rang 5 liegt Tasmania derzeit aber auch nur drei Zähler hinter dem Tabellenführer Blau-Weiß 90. In der Liga geht es in 14 Tagen weiter mit der Partie beim gut gestarteten Aufsteiger SV Sparta, zuvor muss noch die Pflichtaufgabe im Pokal beim Bezirksligisten 1. FC Lübars bewältigt werden.

Spielbericht: Arch Stanton
Fotos (2): SV Tasmania /Schikowski
Zur Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz; Schmidt (69. Kirschner), Weyer, Loder, Udeoka; Asma; Kirli, Shuleta (76. Medrane), Thiele; Ujazdowski, Hartwig (52. Karasu).
Tore: 1:0 Sander (60.), 2:0 Hirik (75.), 3:0 Czuba (87.).
Zuschauer: 220
Nächstes Spiel: So., 12.11.: Pokal (3. Runde) beim 1. FC Lübars (13.30 Uhr, Schluchseestraße)