SV Victoria Seelow 2 - 3 SV Tasmania Berlin

8. December 2019 - 13:00 Uhr - Kunstrasenplatz Robert-Koch-Str., 15306 Seelow
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Verdammt wichtiger Sieg


Die Entscheidung: Emre Demir (verdeckt) trifft kurz vor Schluss per Elfmeter zum 3:2-Erfolg für Tasmania (Foto: SV Tasmania/A. Stanton)

3:2-Sieg in Seelow – Demir (2) und Engelhardt treffen – 2:0-Pausenführung verspielt, dann sieht Tutic Gelb-Rot – Demir sorgt für Erfolg vom Elfmeterpunkt – Freitagabend zum Halbjahresabschluss bei TeBe

Die Ausgangssituation für die Erste Herren des SV Tasmania war nicht besonders angenehm: nach nur einem Punkt aus den vier vorangegangenen Partien – inklusive der heftigen 1:5-Heimpleite gegen Schlusslicht Hertha 06 letzten Sonntag – musste das Team von Tim Jauer quasi aus Märkisch-Oderland etwas Zählbares mitbringen. Der SV Victoria Seelow war seinerseits vier Spiele ohne Dreier, konnte Anfang November aber den letzten Sieg immerhin zuhause gegen Tennis Borussia feiern. Tas-Trainer Jauer ließ bis auf zwei Ausnahmen die Elf von vergangener Woche auflaufen: Felix Robrecht (wegen Erkrankung nicht im Kader) und Merdan Baba (Bank) waren nicht mit von der Partie, dafür standen Cüneyt Top und René Robben von Beginn an auf dem Platz. Die Unbespielbarkeit des Platzes in der Sparkassenarena hatte im Übrigen einen Ortswechsel zur Folge: gespielt wurde auf einem Kunstrasenplatz in der Nähe des eigentlichen Stadions. Dieser entpuppte sich als eher älteres Modell mit reichlich Granulat darauf verteilt – auch das Wetter war eher etwas für die grobe Klinge: kräftiger Wind sowie im Spielverlauf einsetzender Regen machten die Angelegenheit für Spieler und Zuschauer nicht gerade gemütlich.

2:0-Führung zur Pause

Beide Teams begannen mit hohem Tempo – was dabei mit Unterstützung des Windes möglich sein konnte, deutete sich schon mal bei Rymars hoch angesetztem Distanzschuss (4.) an: die Kugel vollzog eine merkwürdige Flugbahn und senkte sich schließlich noch überraschend knapp über dem Querbalken des Tasmania-Tors ins Aus. Zwei weitere Versuche der Seelower aus der Entfernung landeten dabei sogar hinter der hohen Umzäunung auf dem Parkplatz – auch hier stellte sich die Frage, ob der Wind oder die ungestüme Ausführung maßgeblichen Anteil am deutlichen Verfehlen des Ziels hatte. Tasmania konnte zunächst mit engagiertem, kombinationsstarkem Fußball dagegen halten. Klare Torchancen fehlten zwar erst, waren aber eigentlich nur eine Frage der Zeit: und als Emre Demir nach schöner Ballstafette halbrechts im Strafraum zum Abschluss kam, klingelte es auch gleich im Kasten der Hausherren. Der Schuss unseres Kapitäns prallte an die Innenseite des langen Pfostens und ging von dort ins Gehäuse – ein Auftakt nach Maß, also. Der den Neuköllnern obendrein (noch) mehr Mut machte, bestimmten sie doch bis zur Pause weitgehend das Spielgeschehen.

Weitere Torchancen stellten sich ein: Robben zielte zweimal knapp daneben (25., 41.), den Schuss von Nicola Thiele hielt Victoria-Keeper Dorosevs (27.) und eine Flanke von Benjamin Tutic flog – wohl wieder vom Winde verweht – nur knapp über das Gehäuse der Seelower (33.). Die kamen ihrerseits nur noch in Folge eines Freistoßes durch einen Kopfball aus spitzem Winkel gefährlich zum Abschluss (30.) – Torwart Robert Schelenz war aber auf dem Posten. Einen hatten die Neuköllner aber noch in den ersten 45 Minuten – und das genau mit Ablauf der regulären Spielzeit: ein Schuss prallte vom Pfosten zu Fabio Engelhardt, der beherzt abzog und den Ball erneut via Innenpfosten im Tor unterbringen konnte. Das war sie also, die von Neuköllner Seite erhoffte Zwei-Tore-Führung, unmittelbar vor der Pause.

Tas siegt in Unterzahl

Klar war allerdings auch, dass Victoria nach dem Wechsel und einer nicht sonderlich guten ersten Halbzeit auf Wiedergutmachung und Anschluss drängen würde. Zunächst aber war Dorosevs noch bei Robbens Flachschuss gefragt (49.), dann aber häuften sich die brenzligen Situationen vor dem Tor von Tasmania. Erst verzogen die Hausherren nach flacher Eingabe von rechts (51.), dann ging ein Schuss über Schelenz’ Kasten (55.). Im Gegenzug aber fast die Vorentscheidung, doch Robben scheiterte im Eins gegen Eins mit Seelows Schlussmann (56.). Dann aber sollte ein Elfmeter den Hausherren auf die Sprünge helfen: Top legte im Zweikampf die Arme um seinen Gegenspieler, der darauf zu Boden sank. Schiedsrichter Eckert zögerte nicht und zeigte auf den Punkt: Rymar verwandelte den Strafstoß sicher zum Anschlusstor, obwohl Schelenz die Ecke geahnt hatte. Nun bekamen die Seelower richtig Aufwind und Tasmania schwamm kurzzeitig – Schelenz konnte gegen Schubert zunächst noch das Schlimmste verhindern, aber Noga traf mit dem Nachschuss zum Ausgleich. Innerhalb von 180 Sekunden war der schöne Vorsprung also perdu – und man musste nun sogar um den einen Punkt bangen.

Überraschenderweise war der ganz große Sturm und Drang des Kontrahenten aber nun vorbei, die Partie wurde immer zerfahrener und – auch weil der Unparteiische seine Linie nicht mehr halten konnte – hitziger. Der bereits verwarnte Tutic, dessen Distanzschuss (67.) noch knapp daneben gegangen war, musste so nach einem Foulspiel mit Gelb-Rot den Platz verlassen. Dennoch verstärkte Trainer Jauer kurz darauf mit Baba für Engelhardt den Druck auf das gegnerische Tor, Tas gab sich also mit der Punkteteilung selbst in Unterzahl nicht zufrieden. Natürlich auch ein riskantes Vorgehen – doch es sollte am Ende belohnt werden, als Thiele im gegnerischen Strafraum von Noga zu Fall gebracht wurde. Erneut entschied der Schiedsrichter auf Foulelfmeter, den Demir zum Siegtreffer nutzte. Zwar wurde auch die Nachspielzeit von drei Minuten durch etliche Verzögerungen vom Spielleiter noch verdoppelt, doch Tasmania konnte sich der letzten Angriffe widersetzen und die extrem wichtigen drei Punkte an die Oderstraße entführen.

Freitag beim Tabellenführer

Extrem wichtig, weil mit Lok Stendal und Hertha 06 zwei Teams, die hinter Tasmania in der Tabelle standen, im Duell mit den Kellerkindern BSC Süd bzw. Strausberg ebenfalls siegen konnten. So konnten die Neuköllner Platz 12 behaupten – im Fall einer eigenen Niederlage wäre man auf Rang 14 mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem neuen Schlusslicht aus Brandenburg gerutscht. So lässt es sich dann auch deutlich entspannter in das „Bonusspiel“ zum Jahresabschluss bei Tabellenführer Tennis Borussia am Freitagabend im Mommsenstadion gehen.

Spielbericht: Arch Stanton
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SV TASMANIA: Schelenz – Matusczyk, Bähr, Loder, Froelian (84. Gorrie) – Top (90.+5 Keita), Tutic – Thiele, Demir, Engelhardt (80. Baba) – Robben
TORE: 0:1 Demir (18.), 0:2 Engelhardt (45.), 1:2 Rymar (59., Foulelfmeter), 2:2 Noga (62.), 2:3 Demir (88., Foulelfmeter)
ZUSCHAUER: 180 am EWE Sportplatz Seelow (Kunstrasen)
BESONDERES VORKOMMNIS: Gelb-Rot für Tutic (77., Tasmania)

NÄCHSTES SPIEL: Freitag, 13. Dezember 2019, um 19:30 Uhr bei Tennis Borussia, Mommsenstadion