SV Tasmania Berlin 2 - 4 Tennis Borussia

4. August 2019 - 14:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Gute Ansätze trotz Auftaktpleite


Tolle Atmosphäre: nach den Widrigkeiten der Woche präsentierten sich Wetter und Kulisse im Werner-Seelenbinder-Sportpark in Bestform (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

2:4-Niederlage gegen Tennis Borussia – Neuzugang Baba und Engelhardt treffen für Tas – Demir scheitert per Elfmeter in der Nachspielzeit – Knapp 1.400 Besucher im Werner-Seelenbinder-Sportpark

Das Aufeinandertreffen beider Traditionsclubs am 1. Spieltag der NOFV-Oberliga Nord im Werner-Seelenbinder-Sportpark bot alles, was das Fußballherz begehrt, hielt aber auch Ambivalentes aus Sicht der Neuköllner bereit. Das „Drama“ begann schließlich schon im Vorfeld: auf Seiten der Gäste mit der Entmachtung des bisherigen Vereinsvorsitzenden, auf Seiten Tasmanias mit einem Wassereinbruch durch Gewitterregen im Vereinsgebäude. Dieser verursachte einen Stromausfall und ließ Tasmanias Comeback auf überregionaler Ebene zwischenzeitlich sogar auf der Kippe stehen. Durch den Einsatz der Feuerwehr, aber auch einiger Helferinnen und Helfer – allen sei hier ein besonderes Dankeschön ausgesprochen – konnte die Austragung jedoch trotz aller Widrigkeiten schließlich gewährleistet werden. Nicht auszudenken, wäre nach den umfangreichen Vorbereitungen der letzten Wochen die Partie ausgefallen und hätte dann womöglich irgendwann unter der Woche nachgeholt werden müssen. Das Tohuwabohu bei TeBe vor allem brachte aber wohl eher den einen oder anderen Besucher und auch Journalisten mehr in unser Stadion – von der Rückkehr Tasmanias nach über 20 Jahren war jedenfalls wenig die Rede.

Pausenrückstand trotz Führung

Erstes Saisontor in der Oberliga: Merdan Baba

Wie erwartet traten die Gäste dominant auf und gaben dem Neuling einiges an Aufgaben auf dem Feld zu lösen – Chancen ergaben sich dabei zunächst aber selten. Im Gegenteil hatte Tasmania ein, zwei aussichtsreiche Situationen die man nicht nutzen konnte. Wie es geht, zeigte dann die 26. Minute: Balleroberung durch Nicola Thiele im Mittelfeld, ein feiner Pass in die Spitze auf Merdan Baba, der sich seinen Gegenspieler vom Hals hielt und überlegt von der Strafraumgrenze ins rechte Eck traf. Der Gegner war dadurch aber richtig angestachelt, spielte seine physische Präsenz jetzt noch mehr aus und streute dazu die eine oder andere Nickligkeit ein. Ein Pass in die Tiefe hebelte nicht zum ersten Mal die Neuköllner Abwehr aus, Gelici scheiterte aber aus kurzer Distanz noch an Torwart Robert Schelenz. Den Abpraller aber brachte Rabiega unter Kontrolle und knallte den Ball mit links ins kurze Eck (30.). TeBe jetzt im Aufwind und drängte auf die Führung noch vor der Pause, Tasmanias Abwehr musste die eine oder andere gefährliche Situation überstehen. Bei einem weiteren langen Schlag konnte Mehmet Okan Kirli nicht klären und musste so anschließend mit hohem Risiko in die Flanke von Schmunck grätschen – dabei prallte ihm der Ball an die Hand, dazu brachte er seinen Kontrahenten bei dessen zweitem Anlauf zu Fall. Ob nun letztlich Hand- oder Foulspiel sanktioniert wurde – Schiedsrichter Waegert zeigte jedenfalls auf den Punkt. TeBe-Kapitän Matt erwies sich von dort dann einmal mehr als sicherer Elfmeterschütze und verwandelte zum 1:2-Pausenstand (42.).

Die (zwischenzeitlich) gute Ausgangsposition für Tasmania zumindest auf einen Punktgewinn war damit passé, der knappe Rückstand ließ aber noch alles möglich scheinen. Wenn auch im ersten Durchgang deutlich wurde, dass dieses Unterfangen bei eigenem Rückstand ein ganz schweres werden würde. Trainer Tim Jauer wechselte zur Pause Kirli aus, der schon vor dem erwähnten Elfmeter mit TeBe-Torwart Aktas aneinandergeraten war, dabei Gelb gesehen hatte und dann in der Strafstoßsituation gerade noch davon gekommen war. Unschön im Übrigen, dass einige Spieler des Gegners den Unparteiischen vehement daran erinnern wollten, dass Kirli bei Verursachen des Elfmeters bereits eine Verwarnung auf dem Konto hatte. Gut möglich aber, dass man sich in der Oberliga an derlei Spielchen schnell gewöhnen muss: all diese kleinen Scharmützel, so drängte es sich dem Beobachter auf, sorgten jedenfalls für Probleme bei Tasmanias Bemühen, den eigenen Rhythmus zu behalten.

Tasmania ohne nötige Fortune

Traf zum 2:3: Fabio Engelhardt

Weitere Erfahrung gab es dann auch gleich nach der Pause zu gewinnen: erst hatte Felix Robrecht Pech bei seinem Schuss (46.), auf der anderen Seite konnte Tasmania dann erst eine Flanke nicht verhindern und stand in der Mitte nicht eng genug bei Sennur, der den Ball schulbuchmäßig annahm und aus kurzer Distanz unter die Latte jagte (51.). Effektivität also wird ebenfalls von enormer Bedeutung in diesem Spieljahr werden – wobei sich TeBe in der Folge diesbezüglich auch den einen oder anderen Vorwurf machen lassen durfte. Denn nach dem 2-Tore-Rückstand taumelte Tasmania minutenlang – ohne, dass der Gegner zahlenmäßig Kapital daraus zu schlagen wusste. Das Jauer-Team berappelte sich so unerwartet wie ein angeschlagener Boxer, hatte aber bei dem Pfostentreffer durch Kahramans Rettungsversuch in höchster Not und dem Lattenschuss von Romario Hartwig wieder nicht das nötige Quäntchen Glück. Dennoch gab sich Tas nicht auf: Robrecht legte ein sehenswertes Tänzchen mit gleich vier Verteidigern hin und bediente Fabio Engelhardt durch eine perfekt getimte Flanke auf den langen Pfosten – und unsere Nummer 23 nickte den Ball eiskalt zum 2:3-Anschlusstreffer ins Tor (78.). Es spricht jedoch für die Qualität der Charlottenburger, dass sie die passende Antwort kurz darauf parat hatten: nach einem Befreiungsschlag von Torwart Aktas spielten die Veilchen plötzlich aus dem Mittelfeld schnell, Rabiega war über die rechte Seite nicht zu stoppen und die Flanke fand in der Mitte erneut Sennur, der sich seiner Bewachung zuvor clever entzogen hatte. Sein Kopfball landete unhaltbar zum 2:4 im linken unteren Eck (82.).

Das Spiel wogte noch einmal hin und her: Tasmania drängte wieder auf den Anschluss, TeBe kam dadurch zu Konterchancen. In der Nachspielzeit prallte ein Schuss des eingewechselten Ali Ahmad dem bereits verwarnten May Mecha an den Arm – und erneut zeigte der Referee auf den Punkt, schickte dazu den Borussen mit Gelb-Rot in die Kabine. Drei Minuten Nachspielzeit noch auf der Uhr, Überzahl und das Anschlusstor auf dem Fuß – plötzlich schien das Happy End für Tasmania wieder möglich. Doch es kam anders: Emre Demir scheiterte mit seinem Elfmeter, an dessen Ausführung nichts auszusetzen war, Aktas im TeBe-Tor den Schuss aber glänzend entschärfen konnte. Damit war das Ende des ersten Oberligaspiels gekommen: Vorwürfe konnte man sich in Reihen Tasmanias keine machen – wo Nachholbedarf besteht, war allerdings ebenfalls zu erkennen. Aber: Tennis Borussia zeigte auch einen sehr abgeklärten Auftritt. Ob die Lila-Weißen zu den Topteams gehören, wird sich zwar auch erst weisen müssen – sollte dies aber der nicht so unwahrscheinliche Fall sein, dürften Tasmanias an diesem Nachmittag offenbarten Defizite generell in der Oberliga nicht so sehr ins Gewicht fallen. Es bleibt das übliche „Saisonstartdilemma“: noch wissen wir nicht, wo das Team wirklich steht – aber es hat schon mal Spaß gemacht. Und das „Abenteuer Oberliga“ bleibt so – ob bei Hertha 03 (18.08.), gegen den Greifswalder FC (25.08.) oder auch gerade beim Mitaufsteiger MSV Pampow (01.09.) – weiter äußerst spannend.

 

Spielbericht: Arch Stanton
Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

 

SV TASMANIA: Schelenz – Froelian, Bähr, Loder, Kirli (46. Tutic) – Robrecht, Demir – Hartwig, Thiele (72. Haritos), Engelhardt – Baba (68. Ahmad)
TORE: 1:0 Baba (26.), 1:1 Rabiega (30.), 1:2 Matt (42., Foulelfmeter), 1:3 Sennur (51.), 2:3 Engelhardt (78.), 2:4 Sennur (82.).
ZUSCHAUER: 1.370 im Werner-Seelenbinder-Sportpark
BESONDERE VORKOMMNISSE: Gelb-Rot für May Mecha (TeBe, 90.+1), Demir scheitert mit Handelfmeter an Aktas (90.+2).

Nächstes Spiel: Sonntag, 11.08. (15 Uhr), bei Sportfreunde Kladow (Pokal, 1. Runde), Sportplatz Gößweinsteiner Gang – Sonntag, 18.08. (14 Uhr), beim FC Hertha 03, Ernst-Reuter-Sportfeld (NOFV-Oberliga Nord, 2. Spieltag)