SV Tasmania Berlin 0 - 2 SP.VG. Blau-Weiß 90

17. December 2017 - 13:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Tasmania unterliegt dem Spitzenreiter

Eine Schlüsselszene: Tasmanias Loder köpft ein, Torwart Hinz kommt zu spät – doch der Treffer wird nicht anerkannt (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)


 

0:2-Heimniederlage gegen Blau-Weiß 90 +++ Bähr und Mielke neu in der Startelf +++ Schiedsrichter verweigert zwei mögliche Strafstöße und ein Tor +++ Gegner unter dem Strich cleverer

Der SV Tasmania hat am letzten Spieltag vor der Winterpause die Gelegenheit verpasst, die Meisterschaft in der Berlin-Liga wieder spannender zu machen und sich selbst auch wieder ganz vorne ins Spiel zu bringen. Das 0:2 zuhause gegen Tabellenführer SP. VG. Blau-Weiß 90 hätte dabei gut und gerne auch ein Unentschieden werden können – bei einem günstigeren Verlauf in der Anfangsphase hätte sich dazu sogar eine noch viel versprechendere Ausgangsposition für die Neuköllner ergeben können. Doch verschiedene Faktoren führten dazu, dass die Niederlage am Ende nicht unverdient war. Im Vergleich zum 3:0-Erfolg der Vorwoche gegen den BSC änderte Trainer Mario Reichel die Mannschaft auf zwei Positionen: Yildirim Tokmak (gesperrt) und Maximilian Weyer (beim Warmmachen verletzt) waren diesmal nicht in der Startelf, dafür rückten Toni Mielke und Lucas Bähr in die Anfangsformation – ersterer hatte seit dem 10. Spieltag nur zwei Kurzeinsätze vorzuweisen, letzterer konnte fünf Spiele wegen Verletzung gar nicht auflaufen.

Erst kein Glück, dann das 0:1

Comeback: Lucas Bähr

Zu Beginn zeigte Tasmania, dass man ein unangenehmer Gegner sein wollte und setzte den Tabellenführer durchaus unter Druck. Allerdings gaben die Unparteiischen auch gleich in zwei aufeinander folgenden Situationen eine Kostprobe, was an diesem Tag von ihnen zu erwarten war. Romario Hartwig brachte nach einer Kombination eine Flanke in den Strafraum, die aber von Kuche mit dem Unterarm abgelenkt wurde. Absicht mag man dem Blau-Weiß-Verteidiger in dieser Situation zwar nicht unterstellen, die Körperfläche vergrößerte er allerdings schon durch seine Haltung – und entscheidend verändert wurde die Flugbahn des Balls auch. Kein Grund für Assistent Fabian Zastrow, einen Handelfmeter anzuzeigen: stattdessen gab es einen Eckstoß. Und dieser Standard für Tasmania sollte gleich schon den nächsten Aufreger bringen: die Hereingabe von Eddie Udeoka fand im Fünfmeterraum den sträflich frei stehenden Julian Loder, der den Ball per Kopf im Tor versenkte, dabei aber mit dem gegnerischen Keeper zusammen rasselte. Der Unparteiische entschied daraufhin auf Freistoß für Blau-Weiß – obwohl die Schlussmänner seit dieser Saison im kleinen Torraum nicht mehr als unantastbar gelten. Dazu entstand der Zusammenprall, weil Torwart Hinz sich erst auf seine Vorderleute verließ und dann zu spät von der Linie kam – ein klassischer Abwehr- bzw. Torwartfehler. Die mit bis dahin nur sechs Gegentreffern glänzende Defensive des Spitzenreiters machte bei dieser Ecke jedenfalls keinen guten Eindruck.

Und nur wenig später hatte Hartwig die Chance, nach schöner Kombination über Leonard Kirschner und Nicola Thiele doch zum 1:0 zu treffen – doch er scheiterte frei stehend an Hinz. Der vorangegangene leichte Rempler von Kuche im Zweikampf tat beim Abschluss sein Übriges. Wie man seine Chancen nutzt, führte dann der Gegner aus Mariendorf vor: einen leichtfertigen Ballverlust im Spielaufbau nutzte Matthias, um auf den instinktiv gestarteten Rehbein durchzustecken, der die Kugel am heraus laufenden Robert Schelenz vorbei ins Tor spitzeln konnte – 0:1, das saß. Danach kam Tasmania nur noch durch einen Sololauf des früh für den angeschlagenen Daniel Ujazdowski eingewechselten Mehmet Okan Kirli, der sich am 16er allerdings festlief, halbwegs gefährlich vor das Gästetor. Blau-Weiß kontrollierte Ball und Geschehen ansonsten, spielte sich aber auch keine nennenswerte Chance bis zum Pausenpfiff heraus. Lediglich ein Freistoß, der – halb Flanke, halb Schuss – am langen Pfosten vorbeiflog, sorgte für etwas erhöhten Puls.

Tas nutzt auch nach der Pause seine Chancen nicht

Aktivposten: Mehmet Okan Kirli

Nach dem Wechsel hatte Tasmania die erste Chance: Kirli flankte den Ball nach einem Fehlpass der Mariendorfer Abwehr auf den langen Pfosten, wo Thiele per Direktabnahme ausgerechnet den sich in die Schussbahn werfenden Kuche anschoss – wie sich beim anschließenden Studium der Videobilder herausstellte, lenkte der den Ball dabei mit dem Arm ins Toraus. Ein Handelfmeter wäre wohl die einzig richtige Entscheidung gewesen – aber warum sollte der Referee etwas sehen, was erst in der Aufzeichnung wirklich erkennbar ist? Tasmania gab nicht auf: der glücklose Hartwig (58.) vergab aber ebenso wie Thiele (67.), Kirlis Schuss (64.) blieb in der schwimmenden Deckung des Gegners hängen. Mit fortschreitender Dauer aber machte sich der Eindruck breit, dass trotz des knappen Rückstands die Zuversicht auf einen Punktgewinn nachließ, der Spitzenreiter kontrollierte wieder mehr das Geschehen – und setzte am Ende noch einen drauf: Rehbein nutzte die schwindende Konzentration und Kondition in Tasmanias Abwehrarbeit zum 0:2 in der Nachspielzeit.

Cleverness lässt sich eben kaufen – oder man muss sie erlernen. Das braucht Zeit, so wie es bei den Blau-Weiß-Roten der Fall ist. Mit erfahrenen Kämpen wie Ermel, Penava oder Rogoli hätte dem Gegner das Fußballspielen wohl nicht so viel Spaß gemacht. Der Umbruch war aber an der Zeit – wenn das Team zusammenbleibt, kann sich daraus in den kommenden Jahren etwas entwickeln. Mit der Meisterschaft hat Tas trotz forsch formulierter Saisonziele – von Platz 1 bis 5 war ja die Rede – nichts zu tun. Das erwies sich auch an diesem Nachmittag, aber vor allem in den voran gegangenen Partien im Prenzlauer Berg, Rudow oder Britz-Süd, sowie zuhause gegen Preussen. Blau-Weiß 90 war an diesem Sonntagmittag schlussendlich abgezockter und hatte dazu das nötige Quäntchen Glück – die Mischung, aus dem Meister gemacht werden. Tasmania aber muss weiter lernen und beendet die Hinrunde auf einem zufrieden stellenden fünften Platz.

Spielbericht: Arch Stanton

Fotos (2): SV Tasmania/Schikowski

Zur Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz; Schmidt (78. Schikowski), Bähr, Loder, Udeoka; Mielke (49. Tiedmann); Thiele, Asma, Ujazdowski (14. Kirli); Kirschner, Hartwig.
Tore: 0:1, 0:2 Rehbein (20., 90.+1)
Zuschauer: 165 im Werner-Seelenbinder-Sportpark

Nächstes Spiel: Sonntag, 18.02.2018, gegen den SV Empor im Werner-Seelenbinder-Sportpark