SV Tasmania Berlin 0 - 8 SFC Stern 1900

15. May 2018 - 19:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Peinliche Klatsche im Neuköllner Regen

In den vergangenen Jahren – hier beim letzten Heimspiel im November 2016 – lief es für Tas zuhause gegen Stern immer gut. Das sollte sich nun in eklatanter Weise ändern… (Archivfoto: SV Tasmania/Hagen Nickelé)

 

Die Luft ist raus bei Tasmania – aber so was von +++ Nach anfänglicher Gegenwehr bricht das Jauer-Team komplett zusammen +++ Am Ende haushohe Niederlage +++ Saisonende kann nicht früh genug kommen…

Zwei Stunden vor dem Anpfiff des Nachholspiels gegen Stern 1900 gewitterte und schüttete es ordentlich im Werner-Seelenbinder-Sportpark. So ordentlich, dass das Gerücht die Runde machte, das Spiel könnte abgesagt und damit erneut verschoben werden. Aber der Himmel über Neukölln klarte auf und das Spiel konnte stattfinden. Leider – im Nachhinein. Denn die Tasmanen hätten heute lieber zu Hause bleiben und das Spiel abblasen sollen – eine Niederlage am grünen Tisch wird immerhin „nur“ mit 0:6 gewertet… Aber dass es so dicke kommt zu Hause gegen die Steglitzer, konnte man natürlich vorher nicht ahnen. Klar, die vier Niederlagen am Stück zuvor zeugten nicht gerade von einer guten Verfassung, was zusammen mit der immer länger werdenden Verletztenliste (nur ein Feldspieler auf der Bank) nicht gerade optimistisch stimmte. Ein solch epischer 0:8-Kollaps war jedoch nicht zu erwarten…

Nach 20 Minuten nimmt das Unheil seinen Lauf

Verhinderte (noch) Schlimmeres: Robert Schelenz

Dabei ging das Spiel noch relativ gut los – zumindest im Vergleich zu dem, was noch folgen sollte. Denn in den ersten 20 Minuten passierte quasi nichts und die beiden Kontrahenten, denen anzumerken war, dass es hier nicht um viel mehr als die berühmte goldene Ananas ging, neutralisierten sich weitestgehend. Mit der ersten Chance des Spiel ging Stern dann jedoch in der 19. Minute in Führung: eine Ecke von links segelte auf den am ersten Pfosten freistehenden Can Kilian Cakin, der ihn über den Scheitel ins lange Eck rutschen ließ. Gut, 0:1 nach einer Ecke: kann passieren, noch kein Grund zur Panik, kann man drehen. Und tatsächlich erspielte sich Tas kurz darauf die beste Chance des Spiels, als Serbülent Ulutürk freistehend aus kurzer Distanz am hervorragend reagierenden Steglitzer Keeper scheiterte.

Das 0:2 in der 25. Minute bereitete den Tas-Anhängern dann schon etwas mehr Stirnrunzeln. So folgte auf einen einfachen Ballverlust im Aufbauspiel ein bestenfalls träges, eigentlich nicht vorhandenes Umschalten auf Defensive, so dass die keineswegs anrennenden Sterner sich locker-leicht vors Tor kombinieren konnten, wo dann erneut Cakin allein vorm bemitleidenswerten Tas-Torhüter Robert Schelenz vollendete. Dieses Muster wiederholte sich in der ersten Hälfte noch zwei Mal. Lahmes, uninspiriertes Spiel nach vorne, gepaart mit träger Rückwärtsbewegung bei Ballverlusten und Schläfrigkeit in der letzten Verteidigungsreihe. Und als hätten es die Gäste dadurch nicht eh schon leicht genug, kam zum eigenen Unvermögen auch noch eine Portion Pech dazu. So war es Tas-Verteidiger Lucas Bähr, der einen Querpass der Sterner im Strafraum per Eigentor zum 0:3 im Tas-Gehäuse unterbrachte (32.), bevor erneut Cakin in der 40. Minuten allen vor Schelenz aufkreuzte und ihm aus kurzer Distanz keine Abwehrchance ließ.

Mit 0:4 ging es also in die Pause, was den geneigten Tas-Anhänger etwas ratlos zurückließ. Einerseits war das Zwischenergebnis angesichts der Spielanteile vielleicht 1-2 Tore zu hoch, andererseits angesichts der Einladungen zum Tore schießen auch nicht unverdient. Und sollte man in der zweiten Halbzeit nun auf das Comeback der Saison gehen oder auf Schadensbegrenzung?

2. Halbzeit: Wieder Einbruch mit vier Gegentoren

Ersatztorwart auf Abwegen: Tim Ehrenberg

Die Elf von Tim Jauer versuchte es mit einer Mischung aus beidem – was letztlich in nichts von beidem endete. So versuchte man gerade in den ersten 20 Minuten nach Wiederanpfiff das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen, kontrollierte das Spiel auch und kam durch die durchaus emsigen Leonard Kirschner und Mehmet Okan Kirli oder auch Tolgay Asma zumindest zu halbwegs gefährlichen Abschlüssen. Gleichzeitig waren diese Angriffsbemühungen nie von der letzten Konsequenz und Überzeugung geprägt, so dass nie das Gefühl aufkam, dass hier noch ein Wunder geschehen könnte. Vielmehr herrschte das Gefühl vor, dass hier jederzeit weitere Gegentore fallen können, auch wenn die Gäste es nach der Pause zunächst ruhiger angehen ließen. In der 65. Minute war es dann aber soweit – nach bekanntem Muster: einfacher Ballverlust, träge bis nicht vorhandene Rückwärtsbewegung und fehlende Konsequenz in der letzten Reihe und so durfte sich auch Berlin-Liga-Top-Torjäger Dennis Freyer in die Torschützenliste eintragen.

Nun brachen alle Dämme bei Tas und die Neuköllner fingen sich drei weitere Tore in den folgenden zehn Minuten. Bezeichnend dabei das 0:6 nur eine Minute nach dem 0:5 durch Nimer El-Rayan, der im Strafraum an drei Neuköllner Verteidigern vorbeispazieren und ungestört ins rechte Toreck abschließen konnte. Kurz darauf durften auch Ex-Tasmane Florian Medrane (68.) und erneut Freyer (75.) noch mal – jeweils nach dem oben bereits beschriebenen Muster –, so dass man beim Stand von 0:8 eine Viertelstunde vor Schluss befürchten musste, dass es hier auch zweistellig werden könnte. Dass es nicht so kam war zum einen dem einigermaßen gestillten Torhunger der Sterner und zum anderen ein paar Glanzparaden von Torhüter Schelenz verdanken, der Tas – für die in der 83. Minute sogar noch Ersatz-Torhüter Tim Ehrenberg zu seinem ersten Einsatz als Feldspieler kam – gerade noch vor dieser Oberpeinlichkeit bewahrte. Aber es war auch so schon schlimm genug. Denn es war ja keineswegs so, dass die Steglitzer hier mit dem Messer zwischen den Zähnen und bis in die Haarspitzen motiviert aufgelaufen wären. Sie standen einfach nur hinten sicher und haben sich vorne konsequent das genommen, was Tas ihnen angeboten hat.

Für Tasmania heißt es nach dieser herben Pleite, die Saison noch einigermaßen versöhnlich zu beenden. Dazu bedarf es jedoch einer deutlichen Steigerung, vor allem was die Einstellung angeht, denn beim nächsten Spiel in eineinhalb Wochen kommt mit Sparta Lichtenberg das neben Blau-Weiß wohl heißeste Team der Rückrunde in den Werner-Seelenbinder-Sportpark, die den Tasmanen bei gleicher (Nicht-)Leistung wohl eine ähnliche Klatsche zufügen könnten. Bleibt also zu hoffen, dass Trainer Tim Jauer und sein Team bis dahin gemeinsam mit der Mannschaft eine Haltung zum Rest der Saison entwickeln können, so dass dieses Spiel so schnell wie möglich vergessen werden kann…
 
Spielbericht: Vittorio Kowalski
Fotos (2): SV Tasmania/Schikowski

SV Tasmania: Schelenz – Kirli, Bähr (49. Schikowski), Loder, Udeoka – Asma, Shuleta – Ulutürk (83. Ehrenberg), Hassane, Kirli – Kirschner.
Tore: 0:1 Cakin (19.), 0:2 Cakin (25.), 0:3 Bähr (Eigentor, 32.), 0:4 Cakin (40.), 0:5 Freyer (65.), 0:6 El-Rayan (66.), 0:7 Medrane (68.), 0:8 Freyer (75.).
Zuschauer: nicht bekannt

Nächstes Spiel: Sonntag, 27. Mai 2018, um 14:00 Uhr im Werner-Seelenbinder-Sportpark (Oderstr. 182, 12051 Berlin-Neukölln) gegen den SV Sparta Lichtenberg.