SV Tasmania Berlin 3 - 0 SD Croatia

7. October 2018 - 14:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Tasmania kann auch mit Croatia

Hart umkämpft: Tasmania – hier: Julian Loder im Kopfballduell – setzte sich am Ende aber verdient gegen Croatia durch (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

3:0-Sieg ist sechster Dreier in Folge – Hartwig (2) und Mayoungou treffen – Späte Entscheidung in teils hitzig umkämpftem Spiel – Babaev angeschlagen ausgewechselt – Samstag: Pokal in Biesdorf

Der SV Tasmania hatte zum Abschluss seiner auf 10 Tage ausgedehnten Englischen Woche die Chance – ebenso übrigens wie der Gast -, die volle Punktausbeute einzufahren. Nach insgesamt fünf Siegen in Serie – gegen Empor, Türkspor, Frohnau, SCC und die Füchse – wurde die Partie dabei allgemein als Gradmesser für die „wahre Stärke“ Tasmanias angesehen. Croatia gilt zwar als nicht so gut besetzt wie vergangene Saison – um einem (vermeintlichen) Top-Club der Berlin-Liga das Leben schwer zu machen, reicht die Qualität aber allemal. Dazu waren die Aufeinandertreffen beider Teams in den letzten Jahren meist auf hohem Niveau und die Resultate oft überraschend – so konnte vor dem Sonntag seit dem Aufstieg der Tempelhofer im Jahr 2015 in sieben Vergleichen keinmal das Heimteam gewinnen.

Wichtige Führung durch Hartwig

Kann auch Kopfball: Romario Hartwig

Den ersten Respekt des Spiels verschafften sich die Karierten mit dem Distanzschuss von Sahin (2.), der das Tor aber ebenso verfehlte wie auf der Gegenseite der Ball von Damian Tiedmann (4.). Nur kurz darauf sollten die ersten Hochkaräter folgen: Croatias Brzović schoss frei stehend aus halblinker Position im Strafraum Torwart Robert Schelenz an, der den Winkel verkürzt hatte (6.). Kurz darauf schlug Tiedmann – noch nicht weit in der gegnerischen Hälfte – von links eine lange Flanke, Romario Hartwig war im Strafraum wacher als sein Gegenspieler und köpfte den Ball ebenso platziert wie unhaltbar ins lange Eck zum 1:0 (9.). Ein mit einfachen Mitteln heraus gespieltes Tor, aber eminent wichtig für Tasmania. Auch wenn in dieser Saison schon 2:0-Vorsprünge verspielt wurden – eine frühe Führung in diesem „Härtetest“ ließ die Ausgangslage für die favorisierten Neuköllner deutlich komfortabler werden.

In der Folge spielte sich das Geschehen zunächst vorwiegend zwischen den Strafräumen ab. Nur René Robben kam in dieser Phase mit seinem Linksschuss, der über den Querbalken ging, einem Torerfolg richtig nahe (18.). Der Gegner erwies sich als kombinationssicher, vor dem Tor blieb die von ihm verbreitete Gefahr jedoch zumeist latent. Die Abschlüsse wurden meist von Tasmanias Abwehr geblockt oder kamen nicht aufs Tor. Auch Kiminu Mayoungou erging es bei seinem Versuch einer Direktabnahme (noch) nicht besser (28.). Langsam kam dazu Gift ins Spiel: Robben war bereits nach offenbar zu robuster Zweikampfführung von Schiedsrichter Ammar ermahnt worden (23.), dann holte sich Mayoungou Gelb ab. Im Gedränge vor einem Eckball ging sein Widerpart zu Boden, der Unparteiische entschied nach Rücksprache mit dem Assistenten auf Verwarnung. In dieser Atmosphäre wurde es für das Gespann immer schwieriger, zwischen echtem Tritt und Theatralik (wie etwa bei dem Laufduell mit Hartwig, dessen Gegenspieler sehr leicht, aber auch spektakulär zu Fall kam) zu unterscheiden.

Der Schiedsrichter war dabei offenbar gewillt (gewesen), kein Kartenfestival zu veranstalten – was dazu führte, dass er bei vergleichbaren Regelwidrigkeiten nicht immer die selbe Strafe aussprach. Daher hatte Tas zur Pause auch einen Nachteil bei den Gelben Karten von 3:0 – vertretbar waren diese aber schon. Fußball wurde weiterhin auch gespielt – und da sich die Teams zumindest kurzfristig immer wieder darauf konzentrieren konnten, blieb es eine packende Partie mit der einen oder anderen Nickeligkeit. Der Ex-Tasmane Andrej Stankovski, der beim Gegner zwischen den Pfosten stand, bewies sein Können bei einem Freistoß von Emre Demir (41.), Croatia wurde in Person von Barcic vor der Pause noch einmal abgeblockt (43.). Bereits in der Nachspielzeit drosch Robben eine Ecke der Gäste aus der Gefahrenzone – Beweis dafür, wie sehr der Stürmer seine Rolle auch als „erster Verteidiger“ Tasmanias interpretierte – und leitete damit einen Konter ein, den Demir und Nicola Thiele aber nicht mehr effektiv ausgespielt bekamen.

Tas schlägt am Schluss zu

Doppelpack-Vorbereiter: Damian Tiedmann

Zur Pause machte das Gesehene Appetit auf mehr – bis auf  hin und wieder eingestreute  Härte- und vor allem Schauspieleinlagen, die der Qualität des gebotenen Spiels nicht würdig waren. Auch die zweite Halbzeit begann mit einem (vermeintlichen) Aufreger: Robben war frei durch, doch der aufmerksame Stankovski wischte ihm den Ball vom Fuß, bevor er ihn zu Fall brachte – kein Strafstoß (46.). Nur kurz darauf aber schien der Croatia-Keeper Robben noch eine Gelegenheit geben zu wollen, als sein Abwurf direkt beim Tas-Angreifer landete. Dessen reaktionsschnellen Torschuss konnte Stankovski aber dank einer akrobatischen Einlage noch entschärfen (51.). Zwischendurch war dann auch mal Zeit für eine kleine „Friedenspfeife“: als es für den fleißigen, aber angeschlagenen Aramis Babaev nach einer Stunde nicht mehr weiter ging, stützte ihn Croatias Planja auf dem Weg vom Platz mit ab – geht doch.

Unterdessen setzte Robben sein „Privatduell“ mit Stankovski fort – abermals ohne Erfolg, denn der Torwart brachte noch die Fingerspitzen an seinen Linksschuss (64.). Croatia brachte – trotz gleicher Spielanteile – nach langer Zeit auch mal wieder einen Ball auf das Tasmania-Tor. Schelenz hatte aber keine Mühe mit Sahins Schussversuch (70.). Alles lief also weiter auf den großen Showdown hinaus, und Freunde des Nervenkitzels sollten nicht enttäuscht werden. Zunächst hatte Stankovski Mühe mit einem weiteren Demir-Freistoß (77.), dann drängte Croatia wieder. Dem eingewechselten Fabio Engelhardt sprang dabei im eigenen 16er deutlich sichtbar der Ball an den Arm – der Schiedsrichter ließ aber weiterspielen, da der Verteidiger ihn einfach nicht mehr aus dem Weg nehmen konnte. Starke Entscheidung (nicht nur aus Vereinsbrillensicht): denn Hand und somit Elfmeter zu geben, wäre bei diesem Spielstand wohl das „einfachere Urteil“ gewesen. Proteste des Gegners blieben natürlich nicht aus, wodurch sich auch das Verteilungsverhältnis der Gelben Karten am Ende fast wieder anglich. Croatia kam dann nochmal mit dem zu erwartenden Furor, doch den Schuss aus halbrechter Position von Magalhaes Carvalho parierte Schelenz glänzend (82.).

Tasmania ließ seine Kontergelegenheiten durch Thiele (83.) und Demir (85.) noch ungenutzt, doch die Räume öffneten sich nun zusehends durch den aufrückenden Gegner. So blieb es dem bereits erprobten Erfolgsduo Tiedmann/Hartwig vorbehalten, das Spiel zu entscheiden: von Demir auf die Reise geschickt, brachte der Außenbahnspieler den Ball von der Grundlinie vor das Tor, wo Hartwig nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte: 2:0 (86.)! Noch wollte sich Croatia zwar nicht mit der Niederlage abfinden, für nennenswerte Chancen reichte es aber nicht mehr. So setzte Tasmania den Schlusspunkt: nach einer Ecke von Demir traf Mayoungou aus sieben Metern per Direktabnahme zum 3:0 (90.+1). Zu hoch das Ergebnis, keine Frage – aber so bringt man eben einen Sieg unter Dach und Fach.

Die Mannschaft von Trainer Tim Jauer belohnte sich so für ihre gute Leistung gegen einen schwierigen Gegner und braucht sich in dieser Form auch nicht vor den kommenden Aufgaben in der Berlin-Liga (SpaKi auswärts, Makkabi zuhause) zu fürchten. Zunächst aber folgt am Samstag das Pokalspiel beim Landesligisten Fortuna Biesdorf (14 Uhr, Grabensprung). Der nächste Charaktertest für Tasmania also – denn es gilt, eine vermeintliche Pflichtaufgabe gegen einen stark zu erwartenden Außenseiter zu lösen.

Spielbericht: Arch Stanton
Fotos (2): SV Tasmania/Schikowski(2)
Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz – Babaev (62. Kirli), Mayoungou, Loder, Tiedmann – Tokmak (66. Engelhardt), Shuleta – Thiele, Demir, Hartwig – Robben (90. Kirschner)
Tore: 1:0 Hartwig (9.), 2:0 Hartwig (86.), 3:0 Mayoungou (90.+1)
Zuschauer: 97 im Werner-Seelenbinder-Sportpark

Nächstes Spiel: Samstag, 13.10. (14 Uhr), bei VfB Fortuna Biesdorf (Pokal, 2. Runde), Sportplatz Grabensprung