SV Tasmania Berlin 1 - 3 Rostocker FC

25. October 2020 - 14:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
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Dämpfer gegen effizienten Aufsteiger

Nicht ausreichend: so sehr sich Tasmania – wie hier Thiele (Nr. 7) und Brechler (2. v. l.) – auch bemühte, im Abschluss blieb man gegen Rostock schwach (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

Erste Heimniederlage der Saison +++ Rostock vor der Pause besser und gnadenlos effizient +++ Tas drückt nach der Pause, doch nur Demir trifft +++ Tabellenführung bleibt trotzdem bestehen +++ Nächsten Sonntag Spitzenspiel in Greifswald

Am 9. Spieltag der NOFV-Oberliga Nord empfing der SV Tasmania am vergangenen Sonntag den frisch aufgestiegenen Rostocker FC. Auf dem Papier waren die Rollen klar verteilt, denn die Gäste standen vor dem Spiel mit nur 6 Punkten aus 8 Spielen auf Platz 13, Tas hingegen mit 7 Siegen aus 8 Spielen auf Platz 1. Doch ließen die Rostocker am vorherigen Spieltag mit einem Sieg gegen den Aufstiegsfavoriten Greifswalder FC aufhorchen, während die Neuköllner in Zehlendorf erstmals in dieser Saison verloren – eine deutlich interessantere Ausgangslage also als es die Tabellenkonstellation vor dem Spiel vermuten lassen würde.

0:2-Rückstand zur Pause

Dass es hier kein Spaziergang werden würde für die Tasmanen, zeigte sich denn auch von Beginn an. Die Gäste standen hinten gut sortiert und setzten mit schnellen Vorstößen immer wieder die berühmten Nadelstiche. Tasmania hingegen kontrollierte zwar weitgehend das Geschehen, fand aber kaum Mittel, um gegen die disziplinierte Verteidigung der Rostocker wirklich gefährlich zu werden. Mehr als einen harmlosen Abschluss von Mert Sait und einen Kopfball von Thomas Brechler, der knapp über das Tor ging, gab es daher von den Gastgebern nicht zu sehen. Viele Großchancen gab es auf der anderen Seite zwar auch nicht, doch dafür nutzten die Gäste gleich die erste: nach einem Ballverlust von Tasmania im Mittelfeld konnte RFC-Stürmer Mamadou Diaby zwar zunächst noch von der Tasmania-Defensive im Strafraum gestoppt werden, doch den Abpraller schnappte sich Samuel Scharf vor Tas-Torhüter Robert Schelenz, legte den Ball an diesem vorbei und schoss aus spitzem Winkel zum 0:1 für die Gäste ein (31.).

Tasmania hingegen fiel auch weiterhin nicht viel ein, bis es kurz vor der Pause dann doch fast klingelte im Gehäuse der Gäste, als Nicola Thiele auf der rechten Seite im Strafraum von Dominik Boettcher freigespielt wurde. Doch anstatt aus kurzer Distanz selbst abzuschließen versuchte er noch einmal quer in die Mitte abzulegen, was jedoch von der Rostocker Defensive verhindert wurde. Und es kam noch schlimmer, denn die anschließende Ecke ging gehörig nach hinten los: so wurde sie nicht nur geklärt, sondern gegen die dürftige Konterabsicherung der Gastgeber geradewegs über das ganze Feld in den Tasmania-Strafraum getragen, wo Kevin Mbengani die Übersicht behielt und auf den schon zuvor erwähnten Diaby zurückpasste, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste (44.).

Hoffnung währt nur kurz

Statt mit einem 1:1 ging es also mit einem 0:2 in die Pause, aus der die Neuköllner jedoch mit deutlich mehr Elan herauskamen – insbesondere angetrieben vom eingewechselten Emre Demir, der viel Schwung in die Partie brachte. Und das zahlte sich gleich aus: eine Halbfeldflanke von Enes Aydin legte Thiele auf Brechler ab, der vor RFC-Keeper Jokanovic am Ball war und anschließend von diesem von den Beinen geholt wurde. Den fälligen Elfmeter versenkte Demir unten rechts (50.). Auch in der Folge blieb Tasmania am Drücker und war knapp dran am Ausgleich. So strich ein Lupfer von Demir nach Zuspiel von Aydin nur knapp am Tor vorbei, während der Abschluss von Boettcher nach Zuspiel von Demir gerade noch von einem RFC-Verteidiger von der Linie gekratzt werden konnte. Mitten in diese Druckphase hinein kam dann jedoch der Nackenschlag für die Neuköllner: ein Missverständnis zwischen Schelenz und dem eingewechselten Pascal Wedemann nutzte Mbengani, schnappte sich den Ball, ging noch an einem Tasmania-Verteidiger vorbei und überwand Schelenz aus kurzer Distanz (66.). 1:3 statt 2:2 also, ähnlich wie kurz vor der Pause, diesmal aber ein echter Wirkungstreffer für die Gastgeber, die sich davon nicht mehr wirklich erholten. Zwar blieb man bemüht, doch richtig gefährlich wurden die Tasmanen daraufhin nicht mehr. Und spätestens als Brechler in der Nachspielzeit nach Querpass des eingewechselten Martin Gorrie den Ball zwei Meter vor dem leeren Tor stehend nicht traf war klar, dass hier heute nichts mehr zu holen sein würde für die Gastgeber.

So blieb es schließlich beim 1:3 aus Sicht der Tasmanen: eine nicht unverdiente, aber doch unnötige und ärgerliche Niederlage, da die Neuköllner über die gesamte Spielzeit nicht unbedingt das schlechtere Team stellten, sondern vor allem das ineffezientere: während man selbst die wenigen Großchancen ungenutzt ließ, zeigten sich die Gäste in dieser Disziplin gnadenlos effizient und münzten jede ihrer guten Gelegenheiten auch in Tore um. Kein Beinbruch, denn trotz dieser zweiten Niederlage in Folge bleiben die Neuköllner Tabellenführer und auch der Vorsprung auf den Tabellenzweiten aus Greifswald bleibt gleich, da dieser beim FC Strausberg ebenfalls das zweite Spiel nacheinander verlor. Das Topspiel der Oberliga Nord am kommenden Sonntag zwischen dem Tabellenzweiten Greifswalder FC und Spitzenreiter Tasmania gleicht damit also einem Duell zweier angeschlagener Schwergewichtsboxer – wobei es insbesondere für die Gastgeber darum gehen wird, den Anschluss an die Tabellenspitze nicht zu verlieren. Doch auch den Neuköllnern wird daran gelegen sein, die Mini-Krise möglichst schnell zu beenden und die gute Ausgangsposition, die man sich im ersten Saisonviertel erarbeitet hat, nicht allzu schnell wieder zu verspielen.

Spielbericht: Vittorio Kowalski
Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV TASMANIA – ROSTOCKER FC 1:3 (0:2)
TASMANIA: Schelenz – Froelian, Aydin, Loder (46. Wedemann), Bähr – Kaiser (85. Danielyan), Thiele (79. Gorrie), Sait – Boettcher, Brechler, Sentürk (46. Demir).
ZUSCHAUER: 210 im Werner-Seelenbinder-Sportpark.
TORE: 0:1 Scharf (31.), 0:2 Diaby (44.), 1:2 Demir (50., Foulelfmeter) , 1:3 Mbengani (65.).

NÄCHSTES SPIEL: Sonntag, 01.11. (13.30 Uhr), beim Greifswalder FC – Volksstadion Greifswald (Austragung ohne Zuschauer möglich)