SV Tasmania Berlin 1 - 2 Greifswalder FC

25. August 2019 - 14:00 Uhr - Werner-Seelenbinder-Sportpark
  • Spielbericht
  • Spieldaten

Die nächste Rate Lehrgeld

Unter Druck: Torwart Robert Schelenz & Co hatten einige schwierige Situationen zu lösen, mussten am Ende zwei Gegentore und eine Niederlage hinnehmen (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

Unglückliche Heimpleite gegen clevere Greifswalder +++ Forscher Auftritt der Tasmanen wird nicht belohnt +++ Traumtor von Kirli zur Führung, aber die Gäste drehen das Spiel +++ Next stop: Pampow!

Nach dem überzeugenden Sieg bei Hertha 03 Zehlendorf bestand die Hoffnung, dass Tasmania das klassischerweise zu berappende Aufsteiger-Lehrgeld für die Oberliga bereits am ersten Spieltag gegen Tennis Borussia komplett gezahlt hat, sozusagen in nur einer Rate. Denn schließlich sind die Neuköllner zwar Aufsteiger, jedoch keineswegs unerfahren, auch in dieser Liga nicht. Zudem waren sie in der Aufstiegssaison ja gerade in punkto Abgezocktheit der Konkurrenz überlegen. Weiteres Oberliga-Lehrgeld könnte man sich also doch eigentlich sparen, oder? Die Heimniederlage gegen den Greifswalder FC am vergangenen Sonntag lässt sich jedoch leider wieder in diese Kategorie einordnen.

Klasse-Tor von Kirli

Traf sehenswert: Mehmet Okan Kirli

Denn es wäre durchaus mehr drin gewesen. So traten die Neuköllner von Beginn forsch auf und wurden auch früh dafür belohnt. Der über die linke Seite marschierende Mehmet Okan Kirli trieb den Ball zusammen mit Emre Demir nach vorne zu Fabio Engelhardt, dessen flache Hereingabe über Umwege den Weg zu Merdan Baba fand. Dieser legte zurück auf den durchgelaufenen Kirli, der die Kugel aus halbrechter Position künstlerisch wertvoll in den rechten Winkel des Greifswalder Tores schlenzte – ein absoluter Sonntagsschuss (7.)! Fast hätte Engelhardt zwar kurz darauf per Kopf noch einen draufgesetzt, doch generell zeigten sich die spielstarken Gäste von diesem Rückstand unbeeindruckt und versuchten geduldig, die sich ihnen bietenden Räume konsequent zu nutzen. Eine der relativ vielen Ecken, die dabei heraussprangen, war dann bereits nach 16 Minuten erfolgreich, als sich Peterson Appiah der Deckung entzog und aus 7 Metern schulbuchmäßig zum Ausgleich einnickte.


Hinweis in eigener Sache:

Der Schiedsrichter-Assistent hat im Spielberichtsbogen vermerken lassen, dass er während der Partie von der südlichen Tribünenseite aus bespuckt wurde bzw. der Versuch dazu unternommen wurde. Auch, wenn diese Wahrnehmung durchaus in Zweifel zu ziehen ist, sei zu diesem Anlass festgestellt: sollten Personen im Werner-Seelenbinder-Sportpark nachweislich in derartiger oder anderer unsportlicher Weise (Bedrohungen, Beleidigungen oder Tätlichkeiten jeglicher Art) auffallen, behält es sich der SV Tasmania vor, diesen umgehend ein Hausverbot zu erteilen.


In der Folge entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Tasmania keineswegs auftrat wie ein Underdog, sondern immer wieder die Initiative übernahm. Es mangelte dabei jedoch auch immer wieder an Ruhe und einem kühlen Kopf, so dass die Greifswalder Ballgewinne in aussichtsreichen Situationen verbuchen und daraus resultierend gefährlich vorstoßen konnten. Besonders nach etwa einer halben Stunde hatte der agile Mike Bütterich dabei die Gäste-Führung auf dem Fuß, als dieser allein auf Tas-Torhüter Robert Schelenz zulief, aber zu lange zögerte und diesen so letztlich nicht überwinden konnte. Auf der anderen Seite bot sich Tasmania kurz vor der Pause noch einmal die große Chance zur Führung, als Kirli eine Ecke von Nicola Thiele per Kopf vor das Tor verlängerte, wo der aufgerückte Julian Loder den Ball aus kurzer Distanz nur über und nicht ins Tor befördern konnte.

Entscheidung kurz vor Schluss

Beim 1:2 machtlos: TW Robert Schelenz

Mit dem leistungsgerechten Zwischenstand von 1:1 ging es also in Halbzeit zwei, in der sich am Spielverlauf zunächst wenig änderte: Tas engagiert, aber bisweilen etwas kopflos im Spielaufbau; Greifswald etwas zurückhaltender, aber dafür auch etwas abgeklärter. So hielten sich die Spielanteile insgesamt weiterhin die Waage, ohne dass dabei hochkarätige Chancen auf einer der beiden Seiten heraussprangen – wobei die Gäste ehrlicherweise noch die etwas besseren Abschlussgelegenheiten hatten.

Symptomatisch für den Charakter des Spiels fiel dann der letztlich entscheidende Treffer für die Greifswalder: nach einer von vielen umstrittenen Abseitsentscheidungen führten die Gäste den fälligen Freistoß schnell aus und überrumpelten damit die Gastgeber, die sich noch nicht wieder nach hinten orientiert bzw. geordnet hatten. So konnte wiederum Bütterich auf der linken Seite durchbrechen, Kirli davonlaufen und im Strafraum auf den mitgelaufenen Jannis Farr ablegen, der Schelenz aus kurzer Distanz keine Chance ließ (79.). Auch in der Folge zeigten die Greifswalsder ihre Cleverness, indem sie den knappen Vorsprung relativ unaufgeregt und ohne weitere Chancen zuzulassen über die Zeit brachten, während Tasmania sich an der gut stehenden Gäste-Defensive zusehends die Zähne ausbiss.

Nächste Reifeprüfung in Pampow

So blieb es beim 1:2 aus Sicht der Neuköllner. Eine einigermaßen bittere Niederlage, denn Tasmania hat ordentlich gespielt, gut dagegengehalten und hätte sich zumindest ein Unentschieden eigentlich verdient. Es wurde aber auch deutlich, woran es in der Oberliga noch fehlt, nämlich an einer gewissen Souveränität und Ruhe, um ein Spiel auch mal zu kontrollieren und sich mit einem Punkt zufriedenzugeben. Das ist aber natürlich auch viel verlangt von einem Aufsteiger, zumal es in den ersten drei Saisonspielen gleich mal gegen drei der absoluten Spitzenteams der Oberliga ging. Von daher kann man bislang sowohl mit dem Auftreten als auch mit der Punktausbeute durchaus zufrieden sein.

Ob sich die Souveränität und Abgezocktheit gegen vermeintlich schlagbarere Gegner möglicherweise wieder einstellt, wird sich gleich am kommenden Sonntag zeigen, wenn es zum noch punktlosen Mitaufsteiger vom MSV Pampow geht. Gleichzeitig ist dies auch das erste Pflichtspiel für Tasmania außerhalb Berlins seit über 20 Jahren (!), zu dem das Tas-Team hoffentlich zahlreiche Anhänger aus Neukölln und Berlin in die Nähe von Schwerin begleiten!

Spielbericht: Vittorio Kowalski

Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz – Kirli, Bähr, Loder, Matusczyk – Demir (71. Tutic), Robrecht – Engelhardt (88. Keita), Thiele, Hartwig – Baba.
Tore: 1:0 Kirli (7.), 1:1 Appiah (16.), 1:2 Farr (79).
Zuschauer: 185.

Nächstes Spiel: Sonntag, 1. September 2019, um 14 Uhr beim MSV Pampow in der Gartenwegarena (Gartenweg 28a, 19075 Pampow).