SV Sparta 2 - 2 SV Tasmania Berlin

28. April 2019 - 14:30 Uhr - Sportplatz Fischerstraße
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Drama-Queen Tasmania


Da lag der Dreier in der Luft: Shuleta (vorne) brachte Tas in der 83. Minute mit 2:1 in Führung (Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel)

Last-Minute-Ausgleich in umkämpftem Spitzenspiel +++ Tas nach roter Karte 70 Minuten in Unterzahl +++ Bähr und Shuleta bringen Tas zweimal in Führung, doch Sparta gleicht zweimal aus +++ Sparta bleibt in der Tabelle einen Punkt vor Tas

Es sind mal wieder Drama-Wochen beim SV Tasmania. Ohne nervenaufreibende und turbulente Schlussphasen bzw. Nachspielzeiten scheint es jedenfalls derzeit nicht zu gehen. Wie zum Beispiel beim Heimspiel gegen SpaKi vor ein paar Wochen, als René Robben in der 96. Minute einen Punkt rettete oder letztes Wochenende bei Stern 1900, als Robert Schelenz in der 95. Minute den Sieg durch einen parierten Elfmeter festhielt. Fast schon entspannt war da der zwischenzeitliche 1:0-Sieg gegen den BSC, als Romario Hartwig „schon“ in der 80. Minute den Siegtreffer markierte. Und auch heute sollte es beim einen Punkt vor Tasmania liegenden Tabellenführer Sparta Lichtenberg wieder Nachspielzeitdrama geben, und das nicht zu knapp – dieses Mal allerdings leider mit negativem Ausgang für Tasmania…

Pausenführung trotz Unterzahl

Vom fast schon erwartbaren Drama am Ende abgesehen lief dieses absolute Spitzenspiel der Berlin-Liga jedoch nicht so, wie es die meisten erwartet hatten – nämlich spielerisch hochklassig. Verantwortlich dafür war je eine personelle Änderung auf beiden Seiten. So musste Sparta-Fixpunkt und -Torjäger Sanid Sejdic bereits in der 14. Minute ausgewechselt werden (kurioserweise nach einem Zusammenprall mit dem Schiedsrichter), während Tasmanias Mehmet Okan Kirli in der 23. Minute wegen groben Foulspiels vom Platz flog – eine sehr harte (um nicht zu sagen: klar falsche) Entscheidung des Schiedsrichters, da das Einsteigen des Tas-Außenverteidigers zwar hart und auch verwarnungswürdig war, aber nicht von hinten kam und klar dem Ball galt, weswegen die rote Karte eindeutig überzogen war.

Nachdem das Spiel bis dahin ohne größere Aufreger einigermaßen ausgeglichen gelaufen war, änderten sich nun natürlich die Vorzeichen. Schnell wurde jedoch deutlich, dass die personelle Überlegenheit den Gastgebern gar nicht so guttun würde. Zwar verlagerte sich das Spiel nun zusehends in die Hälfte der Neuköllner und Sparta hatte auch mehr Ballbesitz, allerdings zeigte sich auch, dass die Lichtenberger – zumindest heute und ohne Sejdic – nicht allzu viel damit anfangen konnten. Tasmania hingegen kam mit der neuen Rolle gut zurecht, machte hinten geschickt die Räume eng und setzte immer mal wieder die berühmten Nadelstiche nach vorne. Diese Strategie wurde in der 30. Minute dann auch bald mit dem Führungstreffer belohnt. Mit einem beherzten Vorstoß holte Julian Loder einen Freistoß im Halbfeld heraus, den Tas-Kapitän Arber Shuleta butterweich nach innen brachte. Dort bekam ihn Innenverteidiger Lucas Bähr irgendwie (unter anderem mit der Hand, wie die Gastgeber vermuteten) unter Kontrolle und schob ihn aus kurzer Distanz mit links zum 1:0 für Tasmania ein. Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Pause, weil Sparta auch in der Folgezeit nicht viel einfiel und Tas-Torwart Robert Schelenz nur einmal mit einem Schuss von der Strafraumgrenze in Bedrängnis brachte. Fast hätte Goalgetter Romario Hartwig auf der anderen Seite sogar noch einen draufgelegt, als er sich kurz vor dem Pausenpfiff stark den Ball erkämpfte, ihn dann aus spitzem Winkel jedoch nur noch ans Außennetz bugsieren konnte.

Gegentor in letzter Minute

In der zweiten Halbzeit zeigte sich zunächst das inzwischen gewohnte Bild: Tas ließ Sparta kommen, machte aber spätestens kurz vor dem Strafraum dicht, während dem Tabellenführer keine Lösung einfiel. Mehr oder weniger aus dem Nichts fiel daher auch der Ausgleich: Als ein weiterer Angriff der Lichtenberger gerade wieder einmal zu verpuffen schien, kam im Rückraum Marvin Kupfer an den Ball, der sich per Doppelpass durch die in diesem Moment etwas zögerliche Tasmania-Abwehr spielte und aus halblinker Position im Strafraum zum 1:1 traf (58.). Ein Tiefschlag für die Neuköllner, der sich nicht unbedingt angebahnt hatte, von dem sie sich aber dennoch schnell wieder erholten. Denn trotz Unterzahl investierte Tas nun wieder mehr nach vorne – mit Erfolg. Nachdem Emre Demir und Felix Robrecht schon einigermaßen aussichtsreiche Gelegenheiten vergeben hatten, krönte Shuleta seine heute starke Leistung. Nach einem Doppelpass mit Nicola Thiele versetzte er einen heranstürmenden Sparta-Verteidiger mit einem Haken und schloss dann überlegt mit links ins lange Eck zu erneuten Tasmania-Führung ab (83.).

Nun hieß es, die knappe Führung über die Zeit zu retten und vielleicht noch den entscheidenden Konter zu setzen. Letzteres wäre auch fast gelungen. Nach einem Stockfehler in der Sparta-Abwehr hatte Aramis Babaev auf der rechten Seite freie Bahn und servierte nach innen zum eingewechselten René Robben, der den Ball jedoch nicht verarbeiten konnte, so dass ein Verteidiger der Lichtenberger noch im letzten Moment dazwischen gehen konnte. Stattdessen setzte es auf der anderen Seite doch noch den Ausgleich. In der letzten Minute der Nachspielzeit schaufelten die Spartaner den Ball noch einmal in den Strafraum, wo Innenverteidiger Arthur Lourenco de Almeida plötzlich ganz frei stand (weil er im Abseits stand, wie einige Tas-Anhänger meinten). Er ließ sich davon jedenfalls nicht beirren und schloss gekonnt mit rechts ins lange Eck zum 2:2-Ausgleich für den alten und damit auch neuen Tabellenführer ab (93.). Denn in den übrigen 30 Sekunden, die nach Tumulten auf und neben dem Platz, erst fünf Minuten nach dem Ausgleich angepfiffen werden konnten, passierte – ausnahmsweise mal – nichts mehr.

Ein bitteres Ende für Tasmania, die in der 70minütigen Unterzahl geschickt verteidigten und bravourös kämpften und nicht nur deshalb, sondern auch wegen der Mehrzahl an guten Chancen, den Sieg verdient gehabt hätten. Dennoch ist im Aufstiegsrennen bei einem Punkt Rückstand und fünf noch ausstehenden Spielen natürlich noch nichts verloren. Allerdings dürfen sich die Neuköllner nun wohl keinen Ausrutscher mehr erlauben. Entsprechend konzentriert müssen die restliche Spiele angegangen – und gewonnen – werden. Gerne auch mit Drama, Baby!

Spielbericht: Vittorio Kowalski

Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

Tasmania: Schelenz – Kirli, Bähr, Loder, Babaev – Shuleta, Robrecht – Engelhardt, Thiele, Hartwig – Demir (75. Robben).
Tore: 0:1 Bähr (30.), 1:1 Kupfer (58.), 1:2 Shuleta (83.), 2:2 Lourenco de Almeida (90.+3).
Zuschauer: 397.
Schiedsrichter: Kaltwaßer (Weißenseer FC)
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Kirli (22., Tasmania); Gelb-Rote Karte für Ndjock (90.+4, Sparta)

Nächstes Spiel: Sonntag, 5. Mai 2019, um 14:00 Uhr gegen den SC Charlottenburg im Werner-Seelenbinder-Sportpark (Oderstr. 182, 12051 Berlin).