SV Empor 3 - 2 SV Tasmania Berlin

19. August 2017 - 14:00 Uhr - Jahnsportpark
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Unnötige Niederlage bei Empor

Karasu und Kirschner treffen wieder, aber die frühe 2:0-Führung reicht nicht +++ Tas in der zweiten Halbzeit von der Rolle +++ Torhüter Schelenz verletzt sich beim Ausgleich durch Empor +++ Aberkanntes Tor und zwei Platzverweise in den Schlussminuten

Zum Abschluss der englischen Woche zu Beginn der aktuellen Berlin-Liga-Saison wollte Tasmania den dritten Dreier im dritten Spiel einfahren, um sich erstmal an der Tabellenspitze festzusetzen. Dieser Plan ging am vergangenen Samstag beim SV Empor Berlin allerdings gehörig nach hinten los und endete in einer äußerst bitteren Niederlage.

Der Plan der Emporianer hingegen war auf dem kleinen Kunstrasenplatz, auf dem anstelle des nicht bespielbaren großen Naturrasenplatzes gespielt wurde, schnell zu erkennen: hinten reinstellen, den kleinen Platz noch kleiner machen und Tas das Spiel überlassen. So spielte sich die Partie zu Beginn fast ausschließlich in der Hälfte von Empor ab, in der Tas zunächst vergeblich versuchte, das Abwehrbollwerk der Gastgeber zu durchbrechen. Es schien also eine mühevolle, Geduld erfordernde Aufgabe für Tasmania zu werden.

Tas legt schnell zwei Tore vor

Doch dann ging es doch einfacher gedacht. In der 13. Minute setzte Metin Karasu einen Innenverteidiger von Empor so unter Druck, dass dessen Rückpass zum Torwart zu kurz geriet und bei Karasus Sturmkollege Leonard Kirschner landete. Dieser behielt dann vor dem Tor die Ruhe und schob cool durch die Beine des Keepers zum 1:0 für Tasmania ein. Und es sollte noch besser kommen: Nur zwei Minuten später reagierte Karasu nach einem langen Ball am schnellsten und schoss den nach einem Kopfball abprallenden Ball gedankenschnell volley mit links aus 25 Metern über den verdutzten Empor-Keeper hinweg ins Netz (15.).

Unglücksrabe: Birkan Öztek

Einigermaßen unverhofft führte Tas also plötzlich mit 2:0: eine beruhigende Führung, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ein Offensivspiel bei Empor bis dahin nicht ansatzweise erkennbar war. Doch wie so oft tat eine solche Führung dem Spiel von Tas überhaupt nicht gut. So entließ man Empor aus der Umklammerung, gepaart mit einigen Unkonzentriertheiten in der Abwehr, so dass Empor – quasi zwangsweise – besser ins Spiel kam.

Und es dauerte auch nicht lange, bis sich dieser berüchtigte Tas-Schlendrian auch im Spielstand niederschlug: in der 28. Minute konnte ein Emporianer weitgehend ungehindert von links in den Strafraum flanken, wo ausgerechnet der vor der Saison von Empor gekommene Birkan Öztek den Ball unglücklich vor die Füße von Robin Moerer abwehrte. Dieser ließ sich nicht zwei Mal bitten und schloss trocken mit rechts ins rechte untere Eck ab.

Nach einigen Halbchancen auf beiden Seiten ging es mit diesem 2:1-Zwischenstand für Tasmania dann in die Pause. Eine durchaus verdiente Halbzeitführung für Tasmania, die allerdings deutlich höher hätte ausfallen können. Doch man kennt den oben bereits angesprochenen Tas-Schlendrian ja bereits, weswegen sich die Aufregung darüber im Lager der Tas-Anhänger in Grenzen hielt. Auch weil es in der Vergangenheit ja meistens gut ging und Tas solche Spiele am Ende – zwar nicht souverän, wie es auch möglich gewesen wäre, sondern mit Hängen und Würgen und einigem Zittern – trotzdem gewann.

Im 2. Durchgang den Faden verloren

Doch das sollte an diesem Samstag anders sein. Tas kam so lethargisch aus der Kabine wie sie auch hineingegangen waren und ermöglichten Empor bereits nach wenigen Minuten den Ausgleich. Einen an sich ungefährlichen, hohen Ball von der rechten Seite durfte sich Empor-Spieler Jan Dietrich – umgeben von vier unbeteiligt wirkenden Tas-Verteidigern – sichern. Dessen an sich ebenfalls ungefährlicher Abschluss wurde dann so unglücklich abgefälscht, dass er nach dem Aufprallen auf dem Boden eine vollkommen andere Richtung einschlug und quasi um Torhüter Robert Schelenz herum genau in die linke untere Ecke des Tas-Tores sprang (49.).

Zu allem Überfluss verletzte sich Schelenz bei seiner vergeblichen Rettungstat, bei der er mit dem Knie an den Pfosten knallte. Trotz offensichtlicher Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit hielt er jedoch bis zum Schluss durch. Gute Besserung an dieser Stelle! Hoffen wir, dass die Verletzung nicht allzu schlimm ist.

Rot in der Nachspielzeit: Nicola Thiele

Zurück zum Spiel: Für Tas war spätestens jetzt der Moment gekommen, um wieder aufzuwachen. Und da auch Empor mit dem 2:2-Zwischenstand erstmal zufrieden zu sein schien, schien es so, als könne Tas wieder die Kontrolle übernehmen. Nach einer knappen Stunde wäre sogar die erneute Führung drin gewesen, als Karasu nach einer schönen Hereingabe von links von Eddie Udeoka nur knapp am Empor-Keeper scheiterte.

Fast postwendend folgte allerdings der Nackenschlag, von dem sich Tas nicht mehr erholen sollte: auf der rechten Seite kombinierte sich Empor nach vorne und brachte eine Flanke an den zweiten Pfosten, wo Leonardo Meirelles-Hartmann von links angerauscht kam und den Ball volley im Netz versenkte (62.).

Nun war Tas völlig von der Rolle. So gelangen teilweise die einfachsten Dinge nicht mehr und die Angriffsbemühungen bestanden meist in planlosen langen Bällen, die Empor – noch dazu mit dem Rückenwind des Spielverlaufs – leicht verteidigen konnte. Trotz der eigentlich noch locker ausreichenden Spielzeit beschlich die Tas-Anhänger so schnell das Gefühl, dass hier nichts mehr zu holen sein würde.

Gefühlsmäßig war das Worst-Case-Szenario zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon Realität geworden, aber dieser Samstagnachmittag zeigte: schlimmer geht immer! Denn der Schiedsrichter hatte seinen großen Auftritt ja noch nicht gehabt. So erkannte er zunächst kurz vor Schluss einen wohl regulären Treffer vom eingewechselten Florian Medrane wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht an. Allerdings war Medrane beim Schuss von Nicola Thiele, den der Empor-Torwart nicht festhalten konnte und den Medrane dann zum vermeintlichen Ausgleich verwertete, wohl nicht aus dem Abseits gekommen – im Gegensatz zu zwei anderen Tasmanen, die in der Mitte passiv im Abseits standen.

Fiel diese (vermeintliche) Fehlentscheidung noch in die Kategorie ‚kann passieren, schwer zu sehen‘, so reichte dies dem Schiedsrichter an Aufmerksamkeit noch nicht. Direkt im Anschluss an das aberkannte Tor stellte er seine äußerst kurze Lunte unter Beweis. So zeigte er Karasu wegen Meckerns erst ‚gelb‘ und dann – nach einmaligem In-die-Hände-Klatschen von Karasu – direkt ‚gelb-rot‘. Und damit noch nicht genug: nach einem Gerangel zwischen einem Empor-Spieler und Thiele in der Nachspielzeit zeigte der Schiedsrichter Thiele die rote Karte, woraufhin dieser – im Gesicht gezeichnet von der Rangelei – das Feld verlassen musste.

Eine aus Tas-Sicht ohnehin schon miserable Partie endete somit mit einer zusätzlich bitteren Note. Am Schiedsrichter lässt sich die Niederlage jedoch nicht festmachen. Vielmehr gab Tasmania ein Spiel, dass sie eigentlich völlig unter Kontrolle hatten, unnötig aus der Hand, woraufhin sie völlig den Faden und letztlich verdient verloren. So bleibt am Ende nur zu hoffen, dass die Spieler diesen Samstagnachmittag zum Vergessen tatsächlich schnell vergessen und bei den nun anstehenden schweren Spielen gegen Croatia (erst in der Meisterschaft, dann im Pokal) ein anderes Gesicht zeigen.

Spielbericht: Vittorio Kowalski

Fotos: SV Tasmania/Schikowski

SV Tasmania: Schelenz – Udeoka, Bähr, Loder, Schmidt – Shuleta – Öztek (64. Medrane), Thiele, Ujazdowski – Karasu, Kirschner (67. Schikowski).
Tore: 0:1 Kirschner (13.), 0:2 Karasu (15.), 1:2 Moerer (28.), 2:2 Dietrich (49.), 3:2 Meirelles-Hartmann (62.).
Zuschauer: ?
Nächstes Spiel: Sonntag, 27. August, um 14 Uhr im Werner-Seelenbinder-Sportpark (Oderstr. 182, 12051 Berlin) gegen SD Croatia.