SV Empor 1 - 4 SV Tasmania Berlin

13. May 2017 - 14:00 Uhr - Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
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Deutlicher Sieg nach schwachem Start

Im Mittelpunkt: Vahit Engin, diesmal als „Joker“ im Einsatz, erzielte einen lupenreinen Hattrick. Foto: SV Tasmania / Estella Shaina Nickel

 

Reichel beginnt mit zwei Startelfdebütanten +++ Nach frühem Rückstand kommt Tas langsam in Fahrt +++ Eingewechselter Engin macht im zweiten Durchgang alles klar +++ Nächste Woche gegen den Spitzenreiter

Spielbericht: Hagen Nickelé

Mit einem ganz schwachen Start ins Jahr 2017 hatten die Meisterschaftshoffnungen der Berlin-Liga-Elf des SV Tasmania ja schon einen herben Dämpfer erhalten. Nachdem zwischenzeitlich zumindest bei Optimisten die Hoffnungen wieder zu keimen begannen, konnte man nach den beiden enttäuschenden Auswärtsauftritten ausgerechnet in Rudow und Steglitz zuletzt sämtliche Erwartungen aber endgültig zu den Akten legen.

Eine Situation, die Fans und Mannschaften nicht besonders mögen, denn es stellt sich die bange Frage, wie ein Team, dem das Ziel abhanden gekommen ist, die letzten Spiele bestreitet. Zuletzt beim torlosen Remis gegen Al-Dersimspor etwa verebbte der Anfangsschwung, nachdem der Torerfolg nicht gelingen wollte und führte zu einer farblosen Partie.

Man musste also beim SV Empor auf der Hut sein – der Tabellensiebte hatte bis eine Woche zuvor nur eines seiner elf Rückrundenspiele verloren. Bei Croatia setzte es dann allerdings eine in der Höhe so nicht erwartete 0:4-Pleite. Ein Blick auf den Aufstellungsbogen an diesem Samstag mochte die passende Antwort geben: lediglich drei Spieler auf der Bank, darunter kein Reservetorhüter. Mit Alexander Sandt stand der Keeper der U19 bei Empor zwischen den Pfosten.

Verletzungsprobleme sind beim SV Tasmania gerade in der Rückserie ja auch ein bekanntes Thema. Dass mit Christoph Schikowski und Frederick Fiebig gleich zwei Startelfdebütanten von den A-Junioren im kleinen Stadion des Jahnsportparks aufliefen, war allerdings keine notgedrungene Maßnahme von Trainer Mario Reichel – schließlich saß mit Mehmet Okan Kirli, Ronny Ermel und Vahit Engin reichlich Fachpersonal auf der Auswechselbank.

Start verschlafen – 1:1 zur Pause

Debütant I: Christoph Schikowski (l.) gefiel als Beschäftigungstherapeut für seine Gegenspieler

Bei bis dato in diesem Jahr doch etwas ungewohnt drückender Wärme entwickelte sich zunächst eine Art „Sommer-Kick“, noch unterstützt durch die Musik vom Markt in der angrenzenden Cantianstraße. Eine fürchterliche Schlafeinlage der Tasmania-Defensive sorgte dann aber für den frühen Rückstand: Rajemann nickte einen Eckstoß völlig ungehindert am kurzen Pfosten ein (12.). Dass die Blaskapelle von nebenan unmittelbar darauf die Titelmelodie der „Olsenbande“ anstimmte, schepperte daraufhin besonders in den Ohren der blau-weiß-roten Anhängerschaft.

Doch der Gastgeber hatte sich zu Beginn tatsächlich etwas zielstrebiger angestellt, sodass die eine oder andere Befürchtung im Gästebereich die Runde machte. Immerhin setzten die Neuköllner ihr erstes Lebenszeichen: Mark Schmidt hatte ins Tor getroffen, der Schiedsrichter jedoch auf Abseits entschieden. Schwer zu beurteilen aus der Perspektive der Gästefans – Fakt aber war, dass das Schiedsrichtergespann an diesem Nachmittag bei der einen oder anderen Abseitsentscheidung mit Sicherheit daneben lag. Im ersten Durchgang zu Lasten Tasmanias, da man zweimal in aussichtsreicher Position zu Unrecht zurück gepfiffen wurde.

Nach dem Schussversuch von Empor in der 25. Minute, den die Neuköllner Defensive abblocken konnte, kamen die Gäste zusehends besser in die Partie. Dies war vor allem das Verdienst vom bereits erwähnten Christoph Schikowski – der 18-Jährige setzte über die linke Seite immer wieder Nadelstiche. So wurde sein Flankenlauf erst in letzter Sekunde gestoppt (29.), die Torchance von Yildirim Tokmak (43.) bereitete er stark vor. Auf der anderen Seite hatte sich die Tas-Abwehr nur noch in einer Situation richtig schläfrig angestellt, als man einem Emporianer einen Sololauf durch die eigenen Reihen gestattete, der Schuss aber knapp am Tor vorbei ging (32.).

Dass es zur Pause dennoch 1:1 stand, war einem weiteren Standard zu verdanken. Ecken und Freistöße waren ja vor allem in der Hinrunde eine echte Waffe bei Tasmania, inzwischen hat deren Wirkung doch deutlich nachgelassen. Um so schöner, dass nach einer Ecke von Salvatore Rogoli am kurzen Pfosten Julian Loder dem Ball mit dem Kopf den entscheidenden Stoß verleihen konnte (38.). Auch hier wurde der Erfolg aber durch ungenaues Stellungsspiel des Gegners begünstigt.

 

„Joker“ Engin sticht – Hattrick!

Debütant II: Frederick Fiebig (l.) – hier beobachtet von Lucas Bähr – gefiel als Staubsauger im Mittelfeld

In den zweiten Durchgang startete Tas mit Mehmet Okan Kirli, der Florian Medrane ersetzte. Auf Seiten des SV Empor musste mit Wegner bereits kurz nach dem Wechsel (49.) ein wichtiger Mittelfeldmann passen – zu allem Überfluss musste dessen Ersatz keine Viertelstunde später seinerseits das Feld wieder räumen. Den spielentscheidenden Tausch sollte unterdessen Mario Reichel vornehmen, als er nach einer knappen Stunde den ordentlich spielenden Fiebig durch den offensiven Vahit Engin ersetzte.

Keine 60 Sekunden später brachte Engin mit seinem ersten Ballkontakt Tasmania mit 2:1 in Führung (58.). Es war, als habe das aufkommende Team aus Neukölln – nun zu den Klängen einer nebenan spielenden Sambatruppe – mit dem Stürmer das fehlende Glied in der Kette erhalten. Das ansehnliche Kombinationsspiel bekam nun auch die nötige Effizienz gegen immer müder wirkende Gastgeber.

Doch Tasmania wäre nicht Tasmania, wenn man dem Team aus dem Prenzlauer Berg bei längst noch nicht geklärten Verhältnissen nicht ein, zwei Riesenchancen ermöglicht hätte. Erst konnte ein Empor-Spieler ungehindert flanken, die missglückte Kopfballabwehr fiel einem weiteren Akteur der Hausherren vor die Füße – sein Schuss ging aber neben das Tor von Robert Schelenz (69.). Kurz darauf verfehlte auch ein Freistoß des SVE sein Ziel (71.) und „Schele“ vereitelte ein Tor durch Dietrich (75.).

Auf der anderen Seite stellte die Schiedsrichterassistentin in einer Angriffssituation der Unseren unter Beweis, dass auch sie Probleme mit Abseitsentscheidungen hat. Dann aber drehte Engin richtig den Motor auf – und wenn Tas zu kombinieren begann, hatte die Empor-Abwehr das Nachsehen. Beim 1:3 umkurvte der Stürmer den gegnerischen Torwart und schob ein (76.), beim Tor zum Hattrick musste er nach glänzender Passfolge nur noch den Fuß hinhalten. Der Gastgeber reklamierte dagegen seinerseits zumindest nach dem ersten der beiden Treffer eine Abseitsposition.

Damit war die Veranstaltung erledigt und hatte einen zunächst so nicht zu erwartenden Ausgang genommen. Schön für die Fans, begünstigt aber auch durch einen Gegner, dem es an diesem Nachmittag an der nötigen Abschlussstärke und Frische fehlte. Der SC Staaken wird am kommenden Wochenende ein ganz anderes Kaliber – der Trainer des Tabellenführers weilte im Jahnsportpark, um Tasmania zu beobachten. Angesichts von dreizehn Punkten Differenz kann es für die Reichel-Elf nur die berühmte „Frage der Ehre“ sein, die den ehemaligen Kontrahenten der Spandauer um den Meistertitel am Sonntag nochmal besonders motiviert. Oder wie es einige Fans ausdrückten: Wir wollen schließlich wenigstens noch Zweiter werden.

Fotos (2): SV Tasmania/E. S. Nickel
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SV Tasmania: Schelenz – Schmidt, Loder, Bähr, Tiedmann – Tokmak, Fiebig (57. Engin) – Asma, Rogoli – Schikowski (79. Hirik), Medrane (46. Kirli)
Tore: 1:0 Rajemann (12.), 1:1 Loder (38.), 1:2, 1:3, 1:4 Engin (58., 76., 82.).

Zuschauer: 35 im kleinen Jahnsportpark