Nordberliner SC 4 - 0 SV Tasmania Berlin

3. June 2018 - 12:30 Uhr - Sportplatz Elchdamm
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Blamage beim Nordberliner SC

0:4-Pleite beim Absteiger aus Heiligensee +++ Rumpftruppe liefert nächste Schauervorstellung ab +++ Siebte Pleite in Folge +++ Nächsten Sonntag gegen Abstiegskandidat Schwarz-Weiß

Selten ist es wohl seit Beginn dieser Aufzeichnungen schwieriger gewesen, Spielberichte zu verfassen, als in der aktuellen Phase des SV Tasmania. Schließlich sollte sich ein solcher im Kern nur mit dem Geschehen zwischen der 1. und der 90. Minute inklusive Nachspielzeit befassen. Mit zuletzt sechs Niederlagen in Folge befand sich Tasmania allerdings in einer Negativspirale, deren Vergleichbarkeit selbst den eingefleischtesten Fan ins Grübeln bringen dürfte. Und: da die Mannschaft ganz offensichtlich mehr mit sich selbst und ihren Problemen beschäftigt ist, sind die konkreten Spielverläufe im Grunde aus Tasmanias Sicht auch uninteressant.

Ein epochales 0:8 gegen Stern 1900 war in dieser Negativserie dabei – auch gegen die Abstiegskandidaten Türkspor (in Überzahl), Spandauer Kickers oder Füchse wurde verloren. Und jetzt also auch eine Niederlage beim längst fest stehenden Absteiger aus Heiligensee – nicht irgendwie, sondern 0:4. Keine Frage, Tasmania spielt momentan selbst wie ein Absteiger und wird sich aus diesem Abwärtstrend bis zum Saisonende nicht befreien. Das Ganze kurz und bündig richtig einzuordnen ist schwer – da ist einerseits die Verletztenmisere, es gibt Sperren und vielleicht den einen oder anderen, der sich im Hinblick auf 2018/19 schon mal regeneriert. Es spielen A-Jugendliche mit und auch Spieler aus der 2. Herren, denen an dieser Stelle ein besonderer Respekt ausgesprochen werden soll. Es geht ja „um nichts mehr“ und „laufen“ tut es auch nicht – wo man auch hinschaut. Es ist auch immer noch Berlin-Liga, sechste Spielklasse also, wo man sich fragen kann, ob die Dinge so hoch gehängt werden müssen. Es gibt außerdem Vereine in der Liga, die sich momentan in ähnlicher Situation befinden – wenn auch vielleicht nicht in diesem Ausmaß.

Umgekehrt geht es aber für einige andere Klubs auch längst um nichts mehr – und sie schlagen sich ausgezeichnet. Denen das Saisonziel „Platz 2 oder 3“ reicht, um Woche für Woche achtbare Leistungen und Ergebnisse zu erzielen. Die nicht unkonzentriert und fehlerhaft spielen, weil die Luft vermeintlich raus ist – vermeintlich, weil es ja auch schon um eine Positionierung für nächste Saison geht. Da verspielt man mit einer schwachen Performance wie der von Tasmania im Moment bereits Einiges an Respekt bei der Konkurrenz. Klar, die Niederlage bei Blau-Weiß 90 inklusive zweier Langzeitverletzter war bitter – die Leistung aber hervorragend und sollte kein Grund sein, sich anschließend einen derartigen Druckabfall zu leisten. Zumal es in dem besagten Spiel in Mariendorf ja auch im Falle eines Sieges nicht mehr um eine echte Chance in der Meisterschaft gegangen wäre. Nach der Partie wurde die Verlängerung von 20 Spielerverträgen publik gemacht – „Hurra“, mochte man meinen. Doch das positive Signal droht, sich mit einer solchen Serie ins Gegenteil zu verkehren.

Zum Spiel in Heiligensee nur kurz: Tasmania begann dominant und hatte die ersten Chancen. Das Tor des Gegners – oder soll man gleich sagen die drei Tore? – fiel(en allesamt) aus (einem) haarsträubenden Fehler(n) in der Neuköllner Defensive. Damit war der Drops nach 30 Minuten gelutscht – die Ernsthaftigkeit der Jauer-Elf im zweiten Durchgang und die heraus gespielten Torgelegenheiten in allen Ehren: man hätte noch eine Stunde weiterspielen können und ein Anschlusstreffer wäre wohl dennoch nicht gelungen. Und so schossen die Nordberliner eben das vierte Tor, ohne drückend überlegen zu sein – so oft trafen die Heiligenseer in der ganzen Saison noch nicht in einem Ligaspiel. Man darf es also schon so benennen, wie es sich darstellte: es war eine Blamage, vom Ausmaß vielleicht vergleichbar mit dem 0:8 gegen Stern. Spieler und Trainer sind in dieser Situation sicherlich nicht zu beneiden – helfen kann ihnen allerdings auch niemand. Auch keine Fans, die dem Treiben auf dem Platz immer ratloser zusehen und in diesem Zusammenhang auch zunehmend stiller werden.

Im Grunde aber bleibt sich Tasmania auch treu: wenn es gut läuft, dann wie von selbst, wenn nicht, dann richtig schlecht. Nur, dass sich das in den letzten Jahren auf wenige, oft entscheidende Spiele beschränkt hat. Jetzt ist es eine Serie, die für die Chronik der Saison 2017/18 zwar keine große Rolle mehr spielt, aber eine gewaltige Hypothek für nächste Saison darstellen kann. Nächste Woche geht es gegen Abstiegskandidat Schwarz-Weiß – und Zyniker sagen bereits: wenn der Club aus Britz-Süd Tasmania in dieser „Form“ nicht besiegt, haben sie den Klassenerhalt auch nicht verdient.

Spielbericht: Hagen Nickelé
Foto: SV Tasmania/Hagen Nickelé

SV Tasmania: Schelenz; Hassane, Mielke, Loder, Udeoka; Tokmak, Asma; Schikowski (46. Coskun), Ulutürk, Thiele; Kirschner (46. Tarfa)
Tore: 1:0 von der Aue (12.), 2:0, 3:0 Lukas Bianchini (16., 30.), 4:0 Özdemir (84.).
Zuschauer: 54 am Sportplatz Elchdamm

Nächstes Spiel: Sonntag, 10.06. (15 Uhr), gegen DJK Schwarz-Weiß Neukölln im Werner-Seelenbinder-Sportpark