Eintracht Mahlsdorf 4 - 0 SV Tasmania Berlin

11. June 2017 - 14:30 Uhr - Am Rosenhag
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Unwürdiger Saisonabschluss in Mahlsdorf

Tas ohne Lust +++ Hinten offen, vorne ohne Ideen +++ Keine Laufbereitschaft, kein Kampfgeist +++ Tas mit dem 0:4 noch gut bedient

Bei brütender Hitze wurde pro Halbzeit eine Trinkpause eingelegt – auf Seiten der Tasmanen (Foto) war im letzten Saisonspiel die Luft raus (Foto: SV Tasmania/Hagen Nickelé)

 

Spielbericht: Vittorio Kowalski

Okay, es ist nicht so einfach, sich zu motivieren für ein eigentlich bedeutungsloses Spiel – gerade wenn der Saisonabschluss zumindest gefühlt schon beim letzten Heimspiel am Pfingstmontag stattfand, samt der Verabschiedung altgedienter Spieler wie Zvonimir Penava und Salvatore Rogoli. Dann noch mal nach Mahlsdorf rauseiern und bei 30 Grad mit dem letzten Aufgebot (nur ein Feld-Ersatzspieler) 90 Minuten über den Platz rennen bei einem Spiel, bei dem um nichts mehr geht? Keine sehr verlockende Aussicht, weshalb sich die Erwartungen der Anhänger des SV Tasmania schon vor dem Spiel in engen Grenzen hielten. Doch selbst diese niedrigen Erwartungen wurden noch unterboten.
So offenbarte sich von Beginn an, dass Tas den Mahlsdorfern hier nicht viel entgegensetzen würde. Bereits nach wenigen Minuten hätte es 2:0 für Mahlsdorf stehen können. So legte zunächst Julian Loder unfreiwillig für einen Mahlsdorfer Stürmer auf, der das Geschenk jedoch nicht annahm, und kurz darauf folgte – nach einem der unzähligen Ballverluste im Spielaufbau der Tasmanen – ein Heber aus dem Halbfeld an den Pfosten.

Auf der anderen Seite zeigte sich jedoch auch die Abwehr der Mahlsdorfer nicht sattelfest. So wurde Rogoli per Steilpass in den Strafraum geschickt, wo dieser zwar den Mahlsdorfer Keeper umkurvte, den Ball aber aus spitzem Winkel nicht am auf der Linie postierten Abwehrspieler vorbeispitzeln konnte. Es schien also so, als könnte Tas vielleicht zumindest offensiv dagegenhalten.

Das Tor fiel aber auf der anderen Seite. Auf der rechten Außenbahn brach ein Mahlsdorfer Spieler – allerdings aus Abseitsposition startend – durch und brachte den Ball in die Mitte vor‘s Tas-Tor, wo Tilo Scheffler schneller als seine Gegenspieler am Ball war und ihn aus kurzer Distanz an Torhüter Robert Schelenz vorbeibrachte (14.).

Auf verlorenem Posten: Robert Schelenz

Dieses Tor spielte der Eintracht aus Mahlsdorf in die Karten, die sich nun weiter zurückzog und Tas den Spielaufbau überließ – und eine bessere Strategie, um Tas zu überrennen, als ihnen den Ball zu geben, hätte man heute nicht entwickeln können. Denn die Neuköllner wussten rein gar nichts damit anzufangen. Im besten Fall wurde der Ball planlos lang nach vorne geschlagen, was zwar nichts einbrachte, aber immerhin war der Ball so weit weg vom eigenen Tor. Im anderen – häufigeren – Fall wurde der Ball einfach verloren, woraufhin die Mahlsdorfer blitzartig umschalteten – zumindest sah das im Vergleich zu ihren Gegenspielern so aus – und die Tas-Abwehr einfach überrannten.

Glücklicherweise hatten sich die Mahlsdorfer wohl abgesprochen, den Ball nur ins Tor zu schießen, wenn auch Torhüter Schelenz schon überspielt wurde – denn dies war bei allen restlichen Toren des Nachmittags der Fall. Die vielen anderen Chancen ließ der Tabellenzweite ungenutzt, weshalb vor der Pause nur ein weiteres Tor hinzukam: in der 37. Minute lief ein Mahlsdorfer mutterseelenallein über links davon, legte vor Schelenz quer auf Steven Virhus, der zum 2:0 für Mahlsdorf ins leere Tor traf.

Mit diesem Halbzeitergebnis waren die Tasmanen noch einigermaßen gut bedient, denn es fehlte so ziemlich an allem, was es zum Fußballspielen braucht, auch und gerade an Essentiellem wie Kampfgeist und Laufbereitschaft, von Taktik oder Spielwitz mal ganz zu schweigen. Gut, wie schon gesagt, es ging um nichts mehr und es war sehr heiß, von daher sollte man etwas gnädig sein. Aber ging es nicht auch für die Mahlsdorfer um nichts mehr? Und mussten sie nicht bei denselben Temperaturen spielen?

In der zweiten Halbzeit ging es jedenfalls so weiter wie in der ersten. In der Ballbesitzstatistik lag Tas bei diesem Spiel wahrscheinlich sogar vorne, aber es zeigte sich immer wieder dasselbe Muster: langsames, behäbiges Spiel ohne Bewegung bei Tas, dann ein leichter Ballverlust, dann ohne große Gegenwehr überrennen lassen. Etliche Male tauchten die Mahlsdorfer so frei vor Schelenz auf, gingen jedoch weiterhin – und zum Glück für Tas – sehr fahrlässig mit ihren Chancen um.

So schlug es „nur“ noch zwei Mal im Neuköllner Kasten ein: in der 67. Minute traf Ringo Kretzschmar nach einem der unzähligen Konter und in der 84. Minute Martin Kohlmann nach einer Ecke zum 4:0-Endstand – angesichts der vielen Hochkaräter noch ein gnädiges Ergebnis für Tas, da die Mahlsdorfer den Ball teilweise nicht im leeren Tor unterbrachten.

Zum wirklich letzten Mal für Tas: Salvatore Rogoli

Ohne großes Aufbäumen ließen die Tasmanen die Saison somit so austrudeln, wie sie eigentlich schon über weite Strecken der Rückrunde lief: lethargisch, ohne Biss, ohne Kampfgeist und ohne Strategie. Okay, in der dieses Jahr keineswegs überragenden Berlin-Liga reicht das immer noch für Platz 4: wahrlich kein katastrophales Ergebnis, auch wenn man sich gerade nach dem guten Saisonstart zwischendurch mehr erhofft hatte. Am Ende holte Tas sogar einen Punkt mehr als in der letzten Saison.

Doch es waren auch gar nicht so sehr die Punkte, die am Ende wirklich fehlten, sondern vielmehr der Eindruck, dass da eine Mannschaft als Einheit auf dem Platz steht, die nicht nur irgendwie zusammengewürfelt ist und auch unabhängig von Tabellenplätzen und Auflaufprämien Lust am gemeinsamen Fußballspielen und -kämpfen hat. Angesichts der Übermacht, die sich derzeit bei Blau-Weiß 90 aufzubauen scheint, sollte es wohl das vorrangige Ziel für die neue Saison sein, den Spaß am Fußball und das Feuer in die Mannschaft zurückzubekommen, das sie ja auch mal ausgezeichnet hat. Die Punkte und Platzierungen kommen dann schon von ganz alleine.

Fotos: SV Tasmania/Hagen Nickelé

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SV Tasmania: Schelenz – Tiedmann, Bähr, Loder, Kallensee – Tokmak, Asma – Kirli, Rogoli, Hirik – Samardžić (46. Medrane).
Tore: 1:0 Scheffler (14.), 2:0 Virhus (37.), 3:0 Kretzschmar (67.), 4:0 Kohlmann (84.).
Zuschauer: 57.