BSV Al-Dersimspor 2 - 2 SV Tasmania Berlin

25. February 2018 - 15:00 Uhr - Lilli-Henoch-Sportplatz (Anhalter Bahnhof)
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Tasmania verschenkt den Sieg

Da schien noch alles in Ordnung: Tasmanias Spieler feiern die 2:1-Führung mit dem Torschützen Romario Hartwig (3. v. r.) – Foto: SV Tasmania/E. S. Nickel

 

2:2 bei Al-Dersimspor +++ Ausgleich in letzter Sekunde +++ Starker Hartwig trifft doppelt +++ Nächste Woche Derby gegen Rudow

Bei eisigen Temperaturen bot Neu-Trainer Tim Jauer mit einer Ausnahme die Elf vom 1:1 gegen Empor in der Vorwoche auf. Nur Tolgay Asma fehlte diesmal, für ihn rückte Arber Shuleta in die Anfangsformation. Der BSV Al-Dersimspor, der jeden Punkt im Tabellenkeller gebrauchen kann, startete erwartungsgemäß mit giftiger Zweikampfführung und hohem Tempo in den Ballkombinationen. Der berüchtigte Kunstrasenplatz am Anhalter Bahnhof präsentierte sich dabei vom Augenschein her besser als erwartet. Dass dieser Belag andere Eigenschaften als ein Naturrasen hat, versteht sich dabei von selbst und mag ein Grund dafür gewesen sein, dass sich vor allem Tasmania in der Defensive mehrfach von “auftippenden“ Bällen düpieren ließ.

Nach unglücklichem Rückstand 1:1 zur Pause

Doppelpacker: Romario Hartwig

Die Mannschaften gingen das Geschehen also munter an, Tasmanias Torwart Robert Schelenz musste bei einem satten Distanzschuss den Ball mit den Fingerspitzen über die Latte lenken (5.). Nur eine Minute später vergab Eddie Udeoka auf der anderen Seite eine erste, große Chance, als er mit dem linken Fuß frei stehend rechts am Tor vorbei zielte. Es sollte nicht das letzte Mal sein an diesem Nachmittag, dass die Gäste trotz aussichtsreicher Position den Ball nicht im gegnerischen Gehäuse unterbringen sollten. Höhepunkt dabei sicher die Situation, in der Romario Hartwig einschussbereit von einem Gegenspieler gestört wurde, dadurch der Torwart bereits geschlagen war, aber der Tas-Stürmer kurz vor der Linie erneut abgeblockt werden konnte. Der Nachschuss von Nicola Thiele wurde dann erneut von der Linie gekratzt (19.). Was für eine unglückliche Verkettung in dieser Situation – dass der Ball den Weg nicht ins Tor fand, lag bei einer Wahrscheinlichkeit von maximal 10 Prozent. Doch „Murphy’s Gesetz“ blieb Tasmania treu – auch beim Gegentreffer zum 0:1, als Aktürks Freistoß von Mehmet Okan Kirli in der Mauer so abgefälscht wurde, dass Schelenz im Kasten auf dem falschen Fuß erwischt wurde (29.).

Ankreiden musste man der Tas-Defensive allerdings schon zu diesem Zeitpunkt, dass sie bisweilen nicht energisch genug zu Werke ging und dem Gegner so Chancen eröffnete, den Abschluss oder einen Freistoß zu suchen. Wenige Minuten vor dem 0:1 hatte der Gegner so einen Freistoß in vergleichbarer Position „gezogen“, diesen aber nicht nutzen können. Tasmania, durch das 0:1 angestochen, erhöhte nun das Tempo und antwortete mit einem Linksschuss von Shuleta, der am Tor vorbei ging (31.). Fünf Minuten später dann aber eine mustergültige Kombination, eingeleitet von Bonasewicz mit einem Pass auf die Rechtsaußenposition, wo Daniel Ujazdowski mit einer perfekten Flanke Hartwig im Strafraum fand, der den Ball mit dem Kopf im Tor versenkte. Ein herrlicher Treffer, der aber eben auch nicht dreimal pro Spiel gelingt. Das 1:1 zur Halbzeit ließ die Tas-Fans aber optimistisch auf den zweiten Durchgang blicken. Erinnerungen wurden wach an den 2:1-Auswärtssieg (Tore: Kirli, Cankaya) vor fast genau zwei Jahren bei ähnlicher Kälte, als man trotz durchwachsenen Spiels am Ende doch die Nase vorne hatte. Nur noch vier Spieler „von damals“ standen dabei am Sonntag in der Startelf: neben Schlussmann Schelenz das Lucas Bähr, Mehmet Okan Kirli und Yildirim Tokmak.

Führungstor in letzter Sekunde egalisiert

Doppelvorbereiter: Daniel Ujazdowski

Al-Dersimspor, ebenfalls seit der Winterpause mit neuem Trainer, blieb aber auch nach dem Wechsel gefährlich, leider immer wieder auch durch Nachlässigkeiten Tasmanias begünstigt. Die erste Chance des zweiten Durchgangs hatten jedenfalls wieder die Kreuzberger, erneut mit einem Fernschuss, bei dem sich Robert Schelenz ganz lang machen musste und mit einer Klasseparade mögliches Unheil von seiner Mannschaft abwenden konnte. Als Tasmania dann durch den ganz starken Hartwig – wieder nach Vorarbeit von Ujazdowski – nach einer guten Stunde zur 2:1-Führung kam, schien das Spiel den erwarteten und von den Fans erhofften Lauf zu nehmen. Doch schon zwei Minuten später musste erneut Schelenz – diesmal mit beiden Fäusten – parieren. Die Gastgeber konnten nun die Pausen bei Abstößen und Verletzungen nicht mehr in die Länge ziehen, hatten aber den Vorteil, dass der bis dahin kaum zu bremsende Hartwig ohne Einwirkung des Gegners umknickte und fortan nicht mehr so explosiv und dauerhaft unterwegs war wie zuvor. Der von der VSG Altglienicke ausgeliehene Angreifer hat es bei Tas nun schon auf 14 Tore gebracht, im Jahr 2018 war er für alle drei Ligatore verantwortlich.

Durch den angeschlagenen Hartwig ging Tasmania im Anschluss jedenfalls der direkte Zug zum Tor verloren – man beschränkte sich darauf, gewissermaßen den Vorsprung offensiv zu verteidigen. Als Hartwig dann doch raus musste, entschied sich Tim Jauer mit der Einwechslung von Maximilian Weyer für die stabilisierende Variante. Doch in den Schlussminuten kamen die nach dem 1:2 eher ratlos wirkenden Hausherren nochmal mit Wucht und fanden plötzlich Räume in der Defensive der Neuköllner. Der Ball zirkulierte dabei fast wie beim Handball entlang des Sechzehners, bis der Pass hinein einen jeweils überraschend freien Spieler fand. Durch die zahlreichen Unterbrechungen ließ der Schiedsrichter dazu lange nachspielen – nicht nur aufgrund der weiter sinkenden Temperaturen am Anhalter Bahnhof für die Tasmania-Fans eine unschöne Erfahrung. So kam, was irgendwie kommen musste: es lief bereits die vierte Minute der Nachspielzeit, als ein gegnerischer Angriff nach „Schema F“ wieder einen Abnehmer fand. Im Strafraumgetümmel war es schließlich der eingewechselte Murat Tas, der den nach innen gebrachten Ball über die Linie drücken konnte.

Der Schiedsrichter pfiff die Partie gar nicht erst wieder an, hatte dann aber bei der anschließenden Rudelbildung die schwerste Phase zu überstehen. Am Ende erhielt ein Spieler von Al-Dersimspor nachträglich die Rote Karte, wohl wegen einer Beleidigung – hätte der Unparteiische beizeiten die eine oder andere Gelbe mehr verteilt, wäre dies vielleicht nicht nötig gewesen. Am Ende musste man sich bei Tasmania aber mal wieder an die eigene Nase fassen. Kommenden Sonntag steht nun das Neukölln-Derby gegen den TSV Rudow an, der in diesem Jahr ebenfalls noch auf den ersten Dreier wartet.

Spielbericht: Arch Stanton

Fotos: SV Tasmania/Schikowski (2)

Zur kompletten Fotogalerie von Estella Shaina Nickel

SV Tasmania: Schelenz; Kirli, Bähr, Loder, Udeoka; Bonasewicz (46. Tiedmann), Tokmak; Ujazdowski, Shuleta, Thiele (88. Kirschner); Hartwig (81. Weyer).
Tore: 1:0 Aktürk (29.), 1:1 Hartwig (36.), 1:2 Hartwig (64.), 2:2 Tas (90. + 4).
Zuschauer: 43 zahlende Zuschauer am Lilli-Henoch-Sportplatz
Besonderes Vorkommnis: Rote Karte für Spieler von Al-Dersimspor nach Spielende

Nächstes Spiel: Sonntag, 04.03, 14 Uhr, gegen den TSV Rudow im Werner-Seelenbinder-Sportpark